Betreuungsgeld:Verquere Botschaft

Schäuble will das freie Geld nicht für Kitas nutzen.

Von Constanze von Bullion

Karlsruhe hat das Betreuungsgeld gekippt, und schwups, schon will der Bundesfinanzminister den Brocken im Haushaltstopf unterrühren. Eine Milliarde Euro, die für Familien gedacht war, wird da frei. Sie wird dringend für Personal in Kitas gebraucht und für Sprachförderung bei den Jüngsten. Schäuble aber will das Geld nicht für Kitas freigeben. Die Begründung: Ihr Eltern seid doch eh schon viel zu teuer.

Die Ausgaben fürs Elterngeld steigen, klagt der Minister. Dauernd müssen da Mittel nachgeschossen werden, 2018 wieder zusätzliche 800 Millionen. Die Betreuungsgeldmilliarde sei damit verbraucht, es bleibe nichts für Kitas übrig. Das ist eine verquere Botschaft an junge Eltern. Geht nicht so viel in Elternzeit, heißt sie, sonst sparen wir euren Kindern das Geld anderswo weg. Und Väter, vor allem Gutverdiener, denen der Staat besonders viel Elterngeld zahlen muss, kümmert euch bitte schön ums Büro statt ums Baby.

Ja, es stimmt, das Elterngeld kostet den Staat jedes Jahr mehr. Aber genau so ist es gedacht, als dynamischer Posten. Es soll immer mehr Mütter, gern gut ausgebildete, zu Kinderkriegen und Rückkehr in den Beruf ermutigen - und Väter zur Berufspause. Kommt das Angebot an, ist das ein Erfolg, kein Irrtum. Reicht das eingeplante Geld nicht, gehört die Planung korrigiert, langfristig. Der Bedarf an guter Betreuung steigt weiter. Vor den Kosten kann der Staat sich nicht drücken.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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