Besuch in Ägypten:Was Putins Kalaschnikow mit einem Kamel zu tun hat

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Koffer auf - da liegt das neue Spielzeug für den ägyptischen Machthaber al-Sisi. Eine AK-47. (Foto: AP)

Da blitzen die Augen von Abdel Fattah al-Sisi: Der russische Präsident Putin überreicht ihm beim Staatsbesuch eine Kalaschnikow. Was für ein unpassendes Geschenk für den ägyptischen Präsidenten. Aber wahrlich kein Einzelfall.

Eine Glosse von Michael König

Die Geschichte der Geschenke bei Staatsbesuchen ist voller Missverständnisse. Von François Hollande ist überliefert, dass er einst von Vertretern des Landes Mali ein Kamel geschenkt bekam. Wenig später hieß es, das Tier sei von einer malischen Familie aufgegessen worden. Erschütternd! Daraufhin bekam Hollande ein neues, angeblich noch schöneres Kamel - was unmittelbar die Frage aufwarf: Warum hatte der Präsident nicht gleich das beste verfügbare Kamel bekommen?

Nun ist der russische Präsident Wladimir Putin in Ägypten bei Präsident Abdel Fattah al-Sisi zu Gast. Und auch er hat etwas mitgebracht. Keinen Bären, wie man denken könnte angesichts des Beispiels von Hollande - aber auch angesichts Putins Vorliebe für kraftstrotzende Symbole. Unvergessen, wie sich der russische Präsident mit Tiger, Riesenhecht und Pferd fotografieren ließ.

Putins Geschenk ist eine AK-47, eine Kalaschnikow. Das mit mehr als 100 Millionen hergestellten Exemplaren am meisten verbreitete Gewehr der Welt. Robust und unverwüstlich, allerdings nicht gerade glamourös. Es sei denn, man lässt die Kalaschnikow mit Gold beschlagen, wie das der einstige Herrscher von Libyen, Muammar al-Gaddafi, gemacht haben soll.

Putin zu Gast in Kairo
:Außenseiter unter sich

Ägypten will unabhängiger von den USA werden - da kommt Machthaber al-Sisi der Besuch von Russlands Präsident Putin gerade recht. Kairo geht es um Geschäfte und Waffen. Aber auch Moskau hat Pläne.

Von Julian Hans, Moskau, und Paul-Anton Krüger, Kairo

Al-Sisis neue Kalaschnikow hingegen ist aus Metall und Holz, was auf die Wirkung der Sanktionen gegen Russland hindeuten könnte. Trotzdem wirkt das Geschenk für westliche Augen eher befremdlich. Dem Schenkenden, Russland, wird vorgeworfen, mit seinen Waffen den todbringenden Kampf der Separatisten in der Ostukraine zu unterstützten. Und die beschenkte ägyptische Regierung muss sich der Kritik erwehren, die Menschenrechte mit Füßen zu treten und auf Demonstranten zu schießen. Sie hat deswegen bei den Amerikanern einen schweren Stand. Die USA zahlt derzeit jedes Jahr 1,6 Milliarden Dollar Militärhilfe an Ägypten. Al-Sisi will sein Land unabhängiger von US-Waffen machen und wendet sich Russland zu. Die AK-47, ein Dankeschön von Putin für ägyptische Waffenkäufe.

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Im Spiegel-Interview hat al-Sisi seine harte Hand gegenüber der Zivilbevölkerung kürzlich mit der "zivilisatorischen Lücke" gerechtfertigt, die zwischen Ägypten und Deutschland klaffe. Kanzlerin Angela Merkel verschenkt übrigens Meißner Porzellan oder auch mal ein Mountainbike aus deutscher Produktion.

Von Waffengeschenken der Kanzlerin ist nichts bekannt, obwohl es an namhaften deutschen Herstellern nicht mangeln würde. Auch Tiere hat die Kanzlerin wohl noch nicht verschenkt, von einem Bären mal abgesehen. Nicolas Sarkozy soll ihn von Merkel bekommen haben, zur Geburt seines Kindes. Das Tier war allerdings nicht echt, es war ein Teddybär.

Womit auch die Gefahr gebannt war, das Tier versehentlich zu essen.

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