Beschwerde gegen Bürgermeister:Der "Vesuv von Neuss" qualmt weiter

Herbert Napp

Herbert Napp, CDU-Bürgermeister in Neuss und Vielraucher 

(Foto: Stadt Neuss)

Herbert Napp raucht liebend gern - auch in seinem Bürgermeister-Büro. Die Initiative "Pro Rauchfrei" legte nun Beschwerde ein, weil der CDU-Mann gegen das neue Nichtrauchergesetz in NRW verstoße. Ein Gespräch über ein elftes Gebot und warum er Eisbein auch nicht verbieten würde. Anruf beim Stadtoberhaupt von Neuss.

Von Josh Groeneveld

Herbert Napp ist seit 1998 Bürgermeister in Neuss. Er ist als Vielraucher bekannt, weshalb er den Spitznamen "Vesuv von Neuss" trägt. Der 67-Jährige ist dem Genuss von Zigaretten so zugetan, dass er sein Büro im Rathaus offiziell als Raucherzimmer gemeldet hat. Das hat ihm Ärger mit der Nichtraucherlobby eingebracht: Die Initiative "Pro Rauchfrei" hat bei der Bezirksregierung Düsseldorf Beschwerde gegen Napp eingereicht. Der CDU-Politiker sieht sich im Recht. Von der Bezirksregierung wird im Laufe des Monats eine Entscheidung im Raucher-Streit erwartet.

SZ.de: Guten Tag, Herr Napp, darf ich Sie gleich zu Anfang fragen: Werden Sie während unseres Gesprächs eine Zigarette rauchen?

Herbert Napp: Ja, selbstverständlich. Gerade beim Telefonieren gibt es für mich eine Art angelernter Tätigkeit - nämlich, eine Zigarette dabei zu rauchen.

Wann haben Sie denn mit dem Rauchen begonnen und wie viele Zigaretten zünden Sie sich täglich an?

Ich habe etwa mit dem 17. Lebensjahr angefangen. Der Tageskonsum ist außerordentlich unterschiedlich und ich habe ihn bis jetzt auch noch niemandem gesagt. Daran werde ich mich halten.

Es gibt aber Leute, etwa von der Initiative "Pro Rauchfrei", denen es nicht gefällt, dass Sie in Ihrem Dienstzimmer qualmen. Was sagen Sie denen?

Also, ich sage denen zuerst einmal: Ich finde es großartig, dass es Menschen gibt, die in solchen Dingen ihre Zufriedenheit finden. Zufriedene Menschen sind immer etwas Schönes. Ich frage mich aber ernsthaft: Was soll das denn? Ich verhalte mich hier im Rahmen der in Nordrhein-Westfalen geltenden Gesetze.

Was besagen diese denn?

Demnach kann ich Raucherzimmer einrichten - und dieses Zimmer hier ist ein solches. Zwischenzeitlich hat mir die Rechtsaufsicht bestätigt, dass ich das hier richtig und ordentlich im Rahmen des Nichtrauchergesetzes in Nordrhein-Westfalen tue.

Nun hat die Initiative "Pro Rauchfrei" bei der Düsseldorfer Bezirksregierung Beschwerde gegen Ihr Rauchverhalten eingereicht. Demnach entspräche es eindeutig nicht dem seit 1. Mai verschärft geltendem Nichtraucherschutzgesetz ...

Zum Thema Raucherräume gilt das alte Gesetz weiterhin. Ich weiß allerdings, dass das Gesundheitsministerium hier in Nordrhein-Westfalen der Auffassung ist, dass Einzelbüros keine Raucherräume sein könnten, weil da nämlich eine unbestimmte Zahl von Menschen plötzlich auftauchen könnten und dann sozusagen in ein Raucherzimmer geraten könnten. Ich muss dem allerdings entgegenhalten, dass mein Büro kein Taubenschlag ist: Wer hier reinkommt, hat in aller Regel einen Termin und muss auch an meiner Sekretärin vorbei. Ich stelle also das Rauchen ein, sobald jemand da ist. Ich halte es für wichtig, dass man das elfte Gebot einhält, nämlich das Gebot der wechselseitigen Rücksichtnahme.

"Ich habe in meinem Dienstzimmer einen herrlichen Balkon"

Sie sind seit 1998 Bürgermeister in Neuss - was haben die Wähler und Mitarbeiter denn bisher über Ihr Laster gedacht?

Bisher hat niemand daran Anstoß genommen. Das war eine Selbstverständlichkeit, das Rauchen gehörte ein Stück weit zu mir, das haben die Menschen akzeptiert. Wenn sich die gesetzlichen Grundlagen ändern, ändere ich auf Grund der gesetzlichen Grundlagen auch mein Verhalten. Das ist ja nicht der Fall.

Welche Reaktionen gab es, seitdem die Beschwerde bekannt wurde?

Bei denen hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Es gibt einigen Zuspruch, auch in zahlreichen E-Mails. Die Leute sagen: "Das fängt beim Rauchen an und geht über Alkohol zum Kaffee zu Fett und Ähnlichem". Die Leute fühlen sich gegängelt, bevormundet, in ihrer freien Entscheidung beeinträchtigt. Das hat aus diesem kleinen Anfang doch eine ziemliche Dimension genommen. Es geht nicht nur ums Rauchen, sondern um andere Gewohnheiten, die als ungesund angesehen werden. Auch ein Eisbein ist nicht unbedingt gesundheitsfördernd, aber gleichwohl nicht zu beanstanden, wenn man es isst, oder?

Nach dem nun gültigen Gesetz muss ein Wirt in NRW bei Verstoß gegen das Rauchverbot in seiner Kneipe bis zu 2500 Euro Bußgeld zahlen. Haben Sie keine Angst vor Strafe?

Ich habe überhaupt keine Sorge, denn ich verhalte mich, wie das Gesetz es befiehlt - ich rauche auch in keiner Kneipe, da geh ich nach draußen. Auch in der Vergangenheit habe ich in Restaurants natürlich nicht geraucht. Aber hier darf ich, weil ich hier ein Raucherzimmer einrichten darf, und deshalb werde ich das solange tun, wie das Gesetz mir die Möglichkeit gibt.

Und wenn das Gesetz es verbieten würde?

Dann würde ich aufhören und auf den Balkon gehen. Ich habe in meinem Dienstzimmer einen wunderschönen Balkon mit einem herrlichen Blick auf den Neusser Markt. Ab und an rauche ich auch da draußen und habe dann nette Menschen, die mir zuwinken.

Was ist denn so wichtig am Rauchen im eigenen Büro, dass Sie es so tunlichst gegen Verbote verteidigen? Sie könnten doch einfach immer auf den eigenen Balkon rausgehen.

Nun wissen wir ja alle, dass wir nicht immer so angenehme Temperaturen haben wie jetzt. Und im Winter ist es nun nicht die reine Freude, in der Kälte zu stehen und zu rauchen. Auch im Regen zu stehen und zu rauchen ist nicht gerade erfreulich.

Also geht es Ihnen nicht unbedingt darum, dass Sie sich jetzt als Vorkämpfer gegen die Beschneidung der Rechte der Raucher hinstellen?

Nein, um Gottes Willen! Ich bin alles andere als ein Missionar - ich halte Missionare eher für gefährlich. Ich möchte nur das tun, was ich gerne möchte, im Rahmen der Gesetze. Punkt. Ich bin weder Vorbild noch sonst was.

In Ihrer Stadt tragen Sie den Spitznamen "der Vesuv von Neuss". Der Vulkan in Italien raucht ja schon lange nicht mehr - gibt es eine Chance, dass Sie seinem Beispiel folgen?

Also, ich habe mal zwei, drei Jahre lang nicht geraucht. Ich will nicht ausschließen, dass das in der Zukunft passiert, insbesondere wenn das Rauchen mein Wohlbefinden beeinträchtigen würde. Das ist aber gegenwärtig nicht der Fall: Ich bin begeisterter Sportler, auch Ausdauersport betreibe ich. Wenn das nicht mehr geht, dann würde ich sicherlich auch mit dem Rauchen aufhören. Aber gegenwärtig habe ich glücklicherweise keinen Anlass dazu.

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