Süddeutsche Zeitung

Beschleunigter Ausbau des Atomprogramms:Iran weist UN-Bericht zurück

Teheran hat einen Bericht der Internationalen Atomenergie-Behörde, wonach Iran den Ausbau seines Atomprogramms beschleunigt, als politisch motiviert zurückgewiesen. Frankreichs Außenminister Fabius sieht kein Entgegenkommen Irans - und fordert deswegen härtere Sanktionen.

Iran beharrt darauf, sein Nuklearprogramm diene ausschließlich der Wissenschaft und Energiegewinnung und hat einen UN-Bericht zum Ausbau seines Atomprogramms als politisch motiviert zurückgewiesen. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung während des Treffens der Blockfreien Staaten in Teheran zeige dies deutlich, sagte der Abgeordnete Kasem Dschalali. "Es sieht so aus, als wäre dieser Bericht aus einem Szenario für psychologische Kriegsführung", sagte er weiter. Dschalali ist Mitglied der Ausschüsse für Nationale Sicherheit und Außenpolitik im Parlament.

Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) hatte am Vortag ihren vierteljährlichen Bericht zum iranischen Atomprogramm vorgelegt. Darin heißt es, die Islamische Republik habe die Zahl der Uran-Zentrifugen in dem stark gesicherten unterirdischen Atomkomplex Fordow mehr als verdoppelt. Iran steht im Verdacht, nach Kernwaffen zu streben. Die Regierung in Teheran bestreitet dies, räumt die Verdachtsmomente aber nicht aus.

Die USA und Israel haben einen Militärschlag gegen die iranischen Atomanlagen nicht ausgeschlossen. Die USA und die EU haben aufgrund der iranischen Weigerung, die Bemühungen zur Urananreicherung zu stoppen, bereits Sanktionen gegen das Land beschlossen.

Fabius fordert härtere Sanktionen, Westerwelle verlangt Klarheit

Im Atomkonflikt hat der französische Außenminister Laurent Fabius härtere Sanktionen gegen Teheran gefordert. "Iran hat seine Position nicht geändert. Wir müssen die Sanktionen verstärken und gleichzeitig bedarf es einer Geste Irans", sagte Fabius dem französischen Radiosender Europe 1. "Ich glaube nur an Fakten", sagte Fabius. Die neuesten Fakten deuteten nicht darauf hin, dass sich die Dinge in die Richtung bewegten, die von der internationalen Gemeinschaft gewünscht werde. "Wir haben gelernt, vorsichtig zu sein."

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat vom Iran Klarheit über dessen Atom-Pläne verlangt. "Die Zweifel der Staatengemeinschaft an der Natur des iranischen Atomprogramms hat Iran noch immer nicht ausgeräumt", kritisierte Westerwelle. "Worte der iranischen Führung reichen nicht. Wir erwarten Taten." Erneut forderte er Teheran zu ernsthaften Verhandlungen mit der internationalen Gemeinschaft auf. "Die Verhandlungen sind kein Spiel, sondern vielleicht eine letzte Chance für eine politische Lösung, die wir wollen."

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