Vorwahl in New Hampshire:Vorsicht vor der Bernie-Falle
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Bernie Sanders schwimmt auf einer Erfolgswelle. Das ist gut für ihn. Für die Demokraten kann der Hype aber zum Problem werden, falls er die Nominierung verpasst.
Kommentar von Thorsten Denkler, New Hampshire
Toll, die Energie, die von dieser Siegesfeier ausgeht. Bernie Sanders scheint selbst überwältigt. Seine Anhänger jubeln, als hätte er gerade die Präsidentschaftswahl gewonnen. Anhänger ist vielleicht nicht das richtige Wort. Es sind Fans. In einem unguten Sinne allerdings. Fans von der Art, die im Fußball einen Nationalspieler ausbuhen würden, weil der im Vereinstrikot kürzlich gegen die eigene Mannschaft ein Tor geschossen hat.
Hier in der Sporthalle der Southern New Hampshire University in Manchester haben sie auch gebuht. Als Pete Buttigieg auf der Großbildleinwand gezeigt wurde, der nur knapp hinter Sanders landete. Bernie-Fans mögen Pete nicht. Sprechchöre kommen auf. "Wallstreet Pete! Wallstreet Pete!" Vielleicht hat Sanders es gehört, als er hinter der Bühne auf seinen Auftritt gewartet hat. Er sagt hier dann sehr deutlich, dass, wer immer gewinnt, die Demokraten vereint zusammenstehen müssen, um Trump zu schlagen.
Es ist eine Warnung mit ernstem Hintergrund. 2016, da war Sanders knapp davor, die Nominierung der Demokraten gegen Hillary Clinton zu gewinnen. Der "angry old man" hat eine Armee junger Leute hinter sich gebracht, die für ihn gekämpft haben, als ginge es darum, den Untergang der Welt zu verhindern. In ihren Augen hat Clinton diesen Untergang repräsentiert. Am Ende aber hat Sanders es nicht vermocht, seine mächtige Bewegung dazu zu bringen, sich geschlossen hinter Clinton zu versammeln. Seine Leute haben vielfach einfach nicht gewählt. Vielleicht hätte Trump so verhindert werden können.
Auch diesmal dürfte es knapp werden. Noch gibt es keinen klaren Favoriten im Rennen der Demokraten. In New Hampshire hat Sanders mit 26 Prozent gewonnen. Aber die moderaten Kandidaten Pete Buttigieg, Amy Klobuchar und Joe Biden kommen zusammen auf gut 52 Prozent der Stimmen. Wer von ihnen übrigbleibt, der oder die könnte also die Nominierung gewinnen. Und dann ist da noch der Milliardär Michael Bloomberg, der in nationalen Umfragen jetzt schon regelmäßig auf Rang drei landet. Obwohl seine millionenschwere Wahlkampfmaschine grade erst anfängt, Fahrt aufzunehmen.
Buttigieg hat es auch gesagt: Jeder Kandidat der Demokraten ist besser als Trump. Das sollte die Marschrichtung der Demokraten sein. So schwer es manchen dann auch fallen mag.
Wer aber auf den Wahlkampf-Kundgebungen von Sanders die Leute fragt, wem sie ihre Stimme geben würden, wenn ihr Favorit nicht schafft, der bekommt zu oft nur eine Antwort: "Bernie or die", entweder er oder gar keiner. Kein gutes Zeichen. Ein zweiter Wahlsieg von Trump wird nur zu verhindern sein, wenn die Demokraten zusammenstehen. Sanders hat da völlig recht. Er dürfte aus 2016 seine Lehren gezogen haben. Die Frage ist nur, ob seine Fans ihm auch in diesem Punkt folgen. Wenn nicht, dann sitzen die Demokraten in der Bernie- Falle.
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