Süddeutsche Zeitung

US-Vorwahlen:Der Rückzug von Bernie Sanders war überfällig

Die Demokraten können froh sein, dass dieses Theater vorbei ist. Jetzt können sie sich endlich auf das Wesentliche konzentrieren.

Kommentar von Hubert Wetzel, Washington

Man kann von Joe Biden, Bernie Sanders und ihren Chancen, Donald Trump im November zu besiegen, halten, was man will. Sicher ist: Der Wettstreit um die demokratische Präsidentschaftskandidatur, den sich die beiden in den vergangenen Wochen aus ihrem Keller respektive Wohnzimmer geliefert hatten, wurde zunehmend bizarr. Das galt vor allem für Sanders, der die meisten Vorwahlen krachend verloren hat, aber trotzdem aus nur ihm bekannten Gründen darauf bestand, weiterhin zu kandidieren. Er glich zuletzt doch sehr dem Schwarzen Ritter aus dem Monty-Python-Film, der König Artus den Übergang über eine Brücke verwehren will: Sichtlich geschlagen, aus vielen Wunden blutend, hüpft er hin und her und schreit: Komm her, Feigling, ich mach dich fertig!

Die Demokraten können froh sein, dass dieses Theater vorbei ist. Statt parteiinterne Flügelkämpfe auszufechten, können sie sich jetzt darauf konzentrieren, Trump aus dem Weißen Haus zu vertreiben. Der Präsident hat sich in der Corona-Krise von einem ignoranten Egomanen zu einer Gefahr für Leib und Leben sehr vieler Amerikaner entwickelt. Biden ist vielleicht nicht der bestmögliche Kandidat. Aber er wäre ein deutlich besserer Präsident.

Und Sanders muss seinen Teil dazu beitragen, dass Biden gewinnt. 2016, als er im Vorwahlkampf gegen Hillary Clinton verlor, hat er die Kandidatin nur halbherzig unterstützt. Das kann er sich dieses Jahr nicht leisten. Dazu steht zu viel auf dem Spiel.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2020
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