Süddeutsche Zeitung

Berlusconi in Sorge:"Bella Italia" - schöner ohne Mafia

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Roberto Saviano, italienischer Autor eines Bestsellers über die Mafia, sagt eine Lesereise ins Ausland ab - angeblich weil sich Premier Berlusconi um den Ruf Italiens sorgt.

Der italienische Bestsellerautor Roberto Saviano hat eine Lesereise nach Frankreich abgesagt. So weit - so unspektakulär. Doch das französische Nachrichtenmagazin Le Nouvel Observateur berichtet, dass die Absage nicht aus freien Stücken erfolgt sei. Angeblich befürchtet Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, dass Savions Bücher ein schlechtes Bild von Italien zeichnet.

Der 30-jährige Autor wurde durch den Roman "Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra" berühmt. In dem Buch legte der Italiener das Imperium der Camorra mit ihren Geschäften, Anführern und Clans offen. Seitdem wird er rund um die Uhr von der Polizei bewacht.

Sein Roman verkaufte sich allein in Italien über 1,2 Millionen mal, es wurde zudem in 42 Sprachen übersetzt. Der Regisseur Matteo Garrone machte aus Savianos Buch 2008 einen gleichnamigen Film, der zahlreiche Auszeichungen erhielt.

Kommende Woche wollte Saviano nun sein neues Buch in Frankreich vorstellen. Das wiederum missfiel nach einem Bericht des Nouvel Observateur Berlusconi. Der Regierungschef habe bemängelt, dass Saviano "schlechte Werbung" für sein Land mache.

Da die italienische Regierung die Kosten für die Sicherheitmaßnahmen für Saviano trägt, müsse der Autor seine Reisen genehmigen lassen. Saviano selbst hatte vergangene Woche bei einer internationalen Konferenz zum Thema Journalismus in der Schweiz gesagt: "Silvio Berlusconi ist nicht anständig mit mir umgegangen." Der Ministerpräsident habe behauptet, er tue seiner Heimat Unrecht. "Ich glaube, dass nur die Wahrheit einem Land Würde verleihen kann", sagte der Saviano.

Der französischer Verleger des Bestsellerautors teilte nach dem Bericht des Magazins mit, Saviano habe die Reise "aus persönlichen Gründen" abgesagt. Dort will man das nicht gelten lassen: Saviano habe schon genug Feinde, da wolle er nicht auch noch die italienische Regierung gegen sich aufbringen - von der hinge schließlich seine Sicherheit ab.

Zudem ist die Sorge des Premiers um das Image seiner Heimat so wenig neu wie die Sorge um schlechte Presse: Im Oktober 2009 hatte Berlusconi gemeinsam mit seiner Tourismus-Ministerin Michela Vittoria Brambilla eine sogenannte "Taskforce gegen schlechte Presse" vorgestellt. Eine Gruppe von jungen Journalisten und Kommunikationsexperten sollen "böse" Meldungen über den italienischen Premier "ausmerzen".

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sueddeutsche.de/AFP/woja
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