Berlusconi in Bedrängnis:Bettgeflüster zum Nachhören

Der italienische Regierungschef will sein Leben ändern und Buße tun, doch seine Sünden wird er nicht los. Jetzt wurden Tonbandaufnahmen von einem angeblichen Liebestreffen mit einem Callgirl veröffentlicht.

Nach Monaten endloser Skandalgeschichten über junge Callgirls im Bett und Show-Girls in der Politik will Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi sein Leben ändern. Aber seine Sünden wird der Regierungschef mit der Schwäche für das weibliche Geschlecht wohl nicht so schnell loswerden: So veröffentlichte das italienische Espresso-Magazin in seiner Online-Ausgabe Tonbandaufnahmen von den Treffen eines Callgirls mit Berlusconi.

Silvio Berlusconi, AFP

Silvio Berlusconi will eine Bußwallfahrt unternehmen.

(Foto: Foto: AFP)

Die Aufnahmen, die die Edel-Prostituierte Patrizia D'Addario angeblich von ihren Liebestreffen mit dem Ministerpräsidenten machte, sind ab sofort abruf- und nachhörbar - samt Berlusconis Aufforderung, das Mädchen möge "in Putins großem Bett" auf ihn warten.

D'Addario steht mit zwei Freundinnen seit Mitte Juni im Mittelpunkt einer Ermittlung der Staatsanwaltschaft von Bari gegen einen apulischen Unternehmer wegen Anstiftung zur Prostitution. Sie hatte von Anfang an behauptet, alles mit Tonbändern beweisen zu können.

"Ich fühle mich einfach nicht mehr zu Hause"

Der Regierungschef, der in der Vergangenheit Berichte über Treffen mit Prostituierten stets zurückgewiesen hatte, hüllt sich bisher in der Öffentlichkeit in Schweigen zu der jüngsten Veröffentlichung. Er soll nur im privaten Kreis gezürnt und erklärt haben, er setze darauf, dass sich das Ganze in Luft auflöse. "Ich werde mich nicht davon beeinflussen lassen", zitierten Medien aus dem Treffen.

Sein Anwalt bestritt jedoch öffentlich die Echtheit der Tonbandaufnahmen. Niccolo Ghedini drohte nach Berichten italienischer Medien mit juristischer Härte "gegen jeden, der dieses Material benutzt".

Die linksliberale römische Tageszeitung La Repubblica hatte berichtet, der Multi-Milliardär und Regierungschef Berlusconi spiele mit dem Gedanken, sein im Nordosten von Sardinien gelegenes Luxusanwesen Villa Certosa zu verkaufen und eine Bußwallfahrt zu unternehmen. Er habe seinen "Intimfreunden" gegenüber offenbart, "sein Leben verändern zu wollen", so das Blatt.

"Ich fühle mich in Villa Certosa einfach nicht mehr zu Hause nach allem, was passiert ist", zitierte das Blatt den Medienmogul. Der Regierungschef bezieht sich dabei wohl vor allem auf die 5000 Schnappschüsse des sardischen Paparazzo Antonello Zappadu von Festen und Gelagen in der Villa, deren Veröffentlichung Berlusconi nur zum Teil verhindern konnte.

Der 72-jährige soll auf dem Anwesen, das auch über einen künstlichen Vulkan verfügt, unter anderem in Begleitung der damals noch minderjährigen, neapolitanischen Schülerin Noemi Letizia abgelichtet worden sein.

Nach dem Sommerurlaub, den er in der mittelitalienischen Erdbebenregion Abruzzen verbringen will, plane Berlusconi im September schließlich eine Bußwallfahrt nach San Giovanni Rotondo in Apulien. Dort liegt die Wirkungsstätte des Padre Pio, eines der beliebtesten Heiligen Italiens.

Erst kürzlich hatte Italiens Altpräsident Francesco Cossiga, 80, Berlusconi in einem offenen Brief an die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera den Rat gegeben, er möge doch seine sardische Villa dem Staat oder der Region Sardinien schenken und auch aus seiner römischen Villa Grazioli ausziehen. Beide hätten als Schauplatz ausgelassener Feste mit jungen Damen "einen anrüchigen Ruf".

Mindestens 17 junge Mädchen sollen Berlusconi für Sex gegen Geld zur Verfügung gestanden haben - sowohl in seinem römischen Palazzo Grazioli als auch in Villa Certosa.

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