Berlusconi-Clan:Eine schrecklich nette Familie

Silvio Berlusconi und Tochter Barbara Berlusconi

Silvio Berlusconi mit seiner Tochter Barbara.

(Foto: dpa)

Ex-Ministerpräsident Berlusconi ist politisch erst einmal kaltgestellt, doch er hat ja noch fünf Kinder, die alle im Familien-Konzern arbeiten. Eine seiner Töchter wird immer wieder auch als politische Nachfolgerin ins Spiel gebracht.

Von Andrea Bachstein, Rom

Er soll seiner Tochter Barbara die Ohren lang gezogen haben, weil sie das Management seines Fußballklubs AC Mailand neu aufstellen wollte. Nicht mal mit der Familie hat Silvio Berlusconi jetzt Ruhe, da er den Ausschluss aus dem Senat wegstecken muss. "Sie ist tough", sagt der 77-Jährige über seine Drittgeborene, die ihm an diesem Wochenende die Schlagzeilen streitig gemacht hat. Da klingt Vaterstolz mit. Den Streit hat er salomonisch gelöst: Der alte Manager Adriano Galliani bildet nun mit der 29-jährigen Barbara, der bisherigen Verwaltungsrätin, eine Doppelspitze - die Arbeitsbereiche sind klar aufgeteilt, versteht sich.

Dort wo es wirklich zählt, denkt der Patriarch streng dynastisch: in seinem Konzern. Fünf Kinder hat der Ex-Premier. Da sind Marina, 47, und Pier Silvio, 44, aus der 1985 geschiedenen ersten Ehe. Der Verbindung mit der Ex-Schauspielerin Veronica Lario, die vor einem Jahr im Krieg ums Geld endete, entstammen Barbara, Eleonora, 27, und der 25-jährige Luigi, er studiert noch. Von Eleonara, die die Öffentlichkeit meidet, weiß man, dass sie dieses Jahr ein Kind bekam und zumindest bis dahin beim Hauskonzern Mediaset gearbeitet hat.

Berlusconis älteste Tochter Marina, verheiratet mit einem Ex-Primoballerino der Mailänder Scala und Mutter zweier Söhne, ist eine der einflussreichsten Managerinnen der Welt. In Geschäftssinn und eisernem Willen ist sie ganz figlia di Papà. Der hat ihr den Vorsitz der Holding Fininvest übertragen, die den Mediaset-Konzern kontrolliert. Sie leitet auch den Mondadori-Verlag und sitzt in der Leitung weiterer Unternehmen. Ihr Bruder Pier Silvio kümmert sich unter anderem ums Fernsehgeschäft als Vize-Präsident der Mediaset-Gruppe und Vorstandschef von RTI.

Unersetzliche Berlusconi-Gene

Auf die Idee, dass Pier Silvio seinem Vater in die Politik folgen könnte oder sollte, ist noch niemand gekommen. Dagegen wird die zierliche Marina seit Jahren ins Spiel gebracht, von denen, die nie genug von Berlusconi bekommen und seine Gene für politisch unersetzlich halten. Doch Marina will nicht. Ihr Platz sei und bleibe das Unternehmen, hat sie neulich erst wieder erklärt. Auf italienische Politik habe sie keine Lust; mit der Truppe, die von Berlusconis Partei übrig ist, ließe sich ohnehin kaum Staat machen.

Ganz reibungslos funktioniert die Dynastie aber auch im Konzern nicht. Bei aller Treue zum Vater - Marina mag ihre Macht nicht mit all seinen Sprösslingen teilen. So wollte ihre Halbschwester Barbara nach der Uni 2010 bei Mondadori einsteigen, Marina aber blockte ab. Dass Barbara zum Fußball ging, sah sehr nach Notlösung aus. Große Liebe scheint zwischen den Kindern der beiden Ehen nicht zu herrschen. Das hat sich auch gezeigt, als bei der letzten Scheidung das Milliardenvermögen geregelt wurde.

Unterdessen lanciert Berlusconis 28-jährige Verlobte Francesca Pascale, sie sei bereit zur Hochzeit mit ihrem Silvio. Dass dieser Verbindung weitere Halbgeschwister erwachsen, gilt als unwahrscheinlich, glaubt man jedenfalls dem, was eine Prostituierte nach einem Besuch bei Berlusconi ausplauderte.

In einer Hinsicht hat Berlusconi für seine Kinder auf ewig vorgesorgt: Im protzigen Mausoleum in Arcore müsste Platz für alle sein.

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