Im Korruptionsprozess um Partys mit minderjährigen Frauen verlangt das Büro des italienischen Ministerpräsidenten Schadenersatz vom einstigen Regierungschef Silvio Berlusconi. Die Anwältin Gabriella Vanadia, die das Präsidium des Ministerrats in Rom als Nebenklägerin in dem Verfahren um die "Bunga-Bunga-Partys" vertritt, forderte vom Gericht in Mailand eine Verurteilung des 85-Jährigen und von 27 anderen Angeklagten zu Schadenersatz in Höhe von 10,5 Millionen Euro. Berlusconi habe durch sein Verhalten Italien in "weltweiten Misskredit" gebracht, führte Vanadia aus.
Dem langjährigen Politiker und Unternehmer wird Korruption und Zeugenbestechung vorgeworfen. In früheren Prozessen rund um die Partys war er wegen Amtsmissbrauchs und der Förderung von Prostitution Minderjähriger aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.
Berlusconi beteuert seine Unschuld
Die Staatsanwaltschaft in Mailand forderte in ihrem Plädoyer am Mittwoch eine Haftstrafe von sechs Jahren für den Ex-Regierungschef. Berlusconi beteuert seine Unschuld, sein Anwalt ist von einem Freispruch überzeugt. Ein Urteil wird im Herbst erwartet. Vertreter seiner Partei Forza Italia und auch die Chefs der Rechtsparteien Lega und Fratelli d'Italia bekundeten ihre Solidarität mit Berlusconi.
Laut Beobachtern dürfte der Antrag des Ministerratspräsidiums Berlusconi am meisten treffen. Zum einen war dieses in seinen vier Amtszeiten jeweils sein Büro. Und außerdem versuchte sich der Forza-Italia-Chef zuletzt als wackerer und zuverlässiger Unterstützer von Ministerpräsident Mario Draghi zu positionieren. Anwältin Vanadia machte aber deutlich, dass Berlusconis Eskapaden, ob nun strafrechtlich geahndet oder nicht, Italien in Verruf gebracht haben.