Links der Bühne hält ein AfD-Anhänger ein selbstgemaltes Plakat hoch, darauf ist eine Frau in einem schwarzen Tschador gemalt, ihr Gesicht ist nicht zu sehen. Auf der Pappe steht "Merkel in den Stoffkäfig". Nicht weit davon fordert ein Plakat "Ami Go Home!" Daneben wird die Bundeskanzlerin "Königin der Schlepper" genannt. Und ein Stück weiter rechts hat einer auf sein Plakat mit Filzstift geschrieben: "Europa ist nicht der Orient und nicht Afrika!"
Etwa 5000 Menschen mögen es sein, die dem Aufruf der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland gefolgt sind, um auf dem Platz zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem Kanzleramt gegen die Politik der Bundeskanzlerin zu demonstrieren. "Wir sind das Volk und nicht Frau Merkel", ruft die AfD-Vorsitzende Frauke Petry ihren Anhängern zu. Sie wirft der Bundesregierung "Politik gegen das eigene Volk" vor, und viele fangen sofort an, im Stakkato zu rufen: "Merkel muss weg!"
Die AfD hat zu der Großdemonstration aufgerufen, um die für sie derzeit günstige Stimmung zu nutzen. Nur wenige Monate nach dem Parteitag in Essen, auf dem sich die Partei spaltete. Doch seit nur der rechte Flügel der Ursprungspartei als AfD weitermacht, steht die Partei so gut da wie lange nicht. Im jüngsten "Sonntagstrend", einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Bild-Zeitung, erreicht die AfD neun Prozent. In Ostdeutschland liegt sie sogar bei 14 Prozent, und in der Gunst ostdeutscher Männer gar bei 18 Prozent (zum Vergleich: die Volkspartei SPD kommt in derselben Umfrage auf 26 Prozent).
Lautstarker Protest begleitet die Demonstration
Doch am Samstag in Berlin hat sich auch vehementer Protest formiert. Schon zum Beginn der AfD-Demo verhindert die Polizei mit 1100 Beamten Blockadeversuche von insgesamt rund 1100 Gegendemonstranten. Dabei setzen die Beamten auch Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Zum Teil werden Demonstranten weggetragen. Als die Demonstration dann losgeht, werden die AfD-Sprechchöre oft von Gegendemonstranten übertönt, die durch einen Polizeikordon getrennt den Zug der Rechtspopulisten den ganzen Nachmittag lang begleiten. Weitere AfD-Gegner treffen sich zu einer Gegen-Kundgebung vor dem Brandenburger Tor.
Bei der Abschlusskundgebung der AfD sind die Pfiffe so laut, dass man Petrys Rede vor der Bühne nur deshalb verstehen kann, weil die Lautsprecher sehr laut eingestellt sind. "Wir setzen ein Zeichen", sagt sie und spricht von 7000 und mehr Teilnehmern. Eigentlich hatte man auf 10 000 Teilnehmer gehofft.
Petry will Schlagzeilen für die AfD. Aber an diesem Tag ist ihr anzumerken, dass die Schlagzeilen nicht zu radikal ausfallen sollen. Die Partei dürfe jetzt, so sagt ein Vorstandsmitglied kurz nach der Veranstaltung, "keinen Fehler machen". Er meint, dass die AfD ihr vielleicht zugeneigte bürgerliche Wähler nicht verschrecken dürfe.