Abgeordnetenhauswahl in Berlin:Wer wen gewählt hat

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(Foto: sz)

Vor allem ältere Wähler und Beamte verschieben die Stimmverhältnisse zugunsten der CDU. Bei den jüngeren Wählern sind die Kleinstparteien stark. Die Wahlergebnisse in Grafiken.

Von Karoline Meta Beisel und Carim Soliman

Die CDU übertrifft die ohnehin hohen Erwartungen und wird stärkste Kraft in der Hauptstadt - nur fehlt es zum Regieren an geeigneten Koalitionspartnern. Linke, Grüne und SPD könnten also weitermachen. Doch die Machtverhältnisse innerhalb des Bündnisses haben sich verschoben: Die SPD büßt Stimmen ein und liegt mit den Grünen, die ein ähnliches Ergebnis einfahren wie bei der annullierten Wahl 2021, gleichauf. Die Linke verliert ebenfalls leicht an Stimmen, die AfD steigert ihr Ergebnis in ähnlichem Maße. Die FDP hat den Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus nicht geschafft.

Je älter, desto konservativer

Ginge es nur nach der älteren Bevölkerung, wäre der Erfolg der Christdemokraten noch deutlicher ausgefallen, in der Altersgruppe der über 60-Jährigen schneidet die bisherige Koalition deutlich schwächer ab als in jüngeren Wählergruppen. Dort punkten vor allem die klassischen Volksparteien: die Union mit 37 Prozent und die SPD mit 26 Prozent.

Bei den jungen Wählern trifft das Gegenteil zu: Hier liegen die Grünen und die Linkspartei vorne. Und noch etwas fällt auf: Je jünger ein Wähler oder eine Wählerin ist, umso eher gibt er oder sie die Zweitstimme den "sonstigen" Parteien. Insgesamt 17 Prozent der Zweitstimmen dieser Wählergruppe entfielen auf Parteien wie die Tierschutzpartei oder Volt, die jeweils die Fünf-Prozent-Hürde nicht überspringen konnten. Aber auch die CDU konnte Zugewinne verbuchen: 2021 konnten sie nur sieben Prozent der jungen Wähler überzeugen.

Das Geschlecht spielt eine geringere Rolle

Erstaunlich ausgeglichen fällt die Stimmverteilung nach Geschlechtern aus. Lediglich die Kreuze für AfD und die FDP lassen sich eindeutig einem Geschlecht zuordnen, dem männlichen. Für die CDU ist die relative Parität im Vergleich zur annullierten Wahl vor eineinhalb Jahren ein Achtungserfolg. Unter den Wählerinnen verbucht sie einen Zuwachs von zehn Prozentpunkten - bei der vergangenen Wahl hatten Frauen proportional häufiger Grüne oder SPD gewählt.

Studierte wählen die Grünen

Ginge es nur nach Wählerinnen und Wählern mit Hauptschulabschluss, würden die Grünen aus dem Abgeordnetenhaus fliegen - nur vier Prozent dieser Gruppe gaben den Grünen ihre Stimme. In dieser Wählergruppe liegt die Union mit 38 Prozent deutlich vorne.

Je höher der Bildungsgrad, umso größer ist dagegen der Wähleranteil, der den Grünen unter Spitzenkandidatin Bettina Jarasch seine Stimme gab - aber umso schwächer schneidet gleichzeitig auch die SPD ab: Unter den Hochschulabsolventen stimmten nur 17 Prozent für die SPD.

Die AfD punktet bei Arbeitern

Mit Blick auf unterschiedliche Berufsgruppen ist die AfD bei einer Gruppe besonders erfolgreich: 18 Prozent der Arbeiter stimmen für die Rechtsaußenpartei. Beamte wählen dagegen eindeutig konservativ, 41 Prozent holt die CDU hier.

Die FDP erhält erstaunlich wenig Rückhalt von Selbständigen. Nur sechs Prozent von ihnen stimmen für die Liberalen, ähnlich wie für die AfD und deutlich weniger als für die restlichen größeren Parteien.

Prognosen am Wahlabend basieren auf repräsentativen Exit-Polls, Umfrageinstitute befragen dafür Wählerinnen und Wähler gleich nach der Stimmabgabe. Gefragt wird nicht nur, für wen jemand sein Kreuz gesetzt hat, sondern auch nach der soziodemografischen Zugehörigkeit. Für die Exit-Polls zur Abgeordnetenhauswahl wurden am Sonntag 17 478 Personen befragt. Weitere 1590 Berlinerinnen und Berliner waren zudem in der Woche vor der Wahl telefonisch befragt worden.

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