Berlin/Schönefeld (dpa/bb) - Berlin will angesichts der steigenden Zahl von Geflüchteten bis Jahresende Tausende von Unterbringungsplätzen insbesondere in Großunterkünften schaffen. Dafür sollen die Kapazitäten auf dem Gelände der ehemaligen Flughäfen in Tegel und Tempelhof ausgebaut werden. Geplant ist aber auch, Flüchtlinge in großem Stil in Hostels und Hotels unterzubringen. Das hat der Senat am Dienstag bei seiner Sitzung im brandenburgischen Schönefeld beschlossen.
„Die Lage ist ernst. Wir stehen vor großen Herausforderungen, was die Unterbringung von Geflüchteten angeht“, sagte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Dienstag nach der Sitzung. „Sämtliche Unterkünfte sind belegt in Berlin, deshalb muss der Senat handeln.“
In Hotels und Hostels soll es 1500 Plätze für Geflüchtete geben
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) sagte, die jetzt beschlossenen Maßnahmen ermöglichten in etwa 5500 zusätzliche Plätze bis Ende des Jahres. Allein durch Anmietung von Zimmern in Hotels und Hostels sollen künftig etwa 1500 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung stehen. „Der Ausbau am Standort in Tempelhof durch einen weiteren Hangar macht etwa 400 bis 600 Plätze aus“, sagte Kiziltepe.
Vor allem aber in Tegel sollen die Kapazitäten deutlich ausgebaut werden: Zu den bisher 3600 Plätzen könnten bis Ende Dezember noch 3000 weitere dazukommen. Beim Ausbau der Kapazitäten in Tegel hat die Messe Berlin ihre logistische Unterstützung zugesagt.
In einem ehemaligen Baumarkt sind 300 bis 400 weitere Plätze, auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Berlin-Reinickendorf 150 bis 200 Plätze in einem Leichtbauzelt geplant. Und über die Marke von 5500 weiteren Plätzen hinaus soll es laut Kiziltepe noch Reserveplätze geben. „Wir haben uns vorgenommen, auf 8000 hochzugehen.“ Dafür müssten aber noch Gespräche und Verhandlungen geführt werden.
Großunterkünfte sollen keine Dauerlösung sein
Aus Sicht des Senats geht es nicht anders: „Wir stehen unter Druck, weil die Zahlen der letzten Tage und Wochen deutlich nach oben gehen, so dass wir zu Maßnahmen greifen müssen, die wir uns alle nicht gewünscht hätten“, sagte Wegner. „Für mich ist wichtig als Regierender Bürgermeister, dass alle Menschen, die in unserer Stadt ankommen, ein Dach über dem Kopf bekommen.“ Aber eben oft eins über einem Leichtbauzelt. „Wir werden nicht drumherum kommen, um weitere Großunterkünfte. Das wird nicht funktionieren“, so der CDU-Politiker.
„Wir wollen das nicht auf Dauer. Das Ziel bleibt, dass wir die Menschen integrieren.“ Aber wenn es keine Plätze für Geflüchtete mehr gebe, müsse der Senat handeln. „Für uns ist völlig klar, dass die Herausforderungen, vor denen wir stehen, eine Gemeinschaftsaufgabe für den gesamten Berliner Senat ist“, so der Regierungschef. „Wir wollen das schaffen“, sagte Wegner. „Und ich bin sehr optimistisch, dass wir das gemeinsam schaffen werden.“
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