Wer am Ende den Verkehr rund um den Berliner Flughafen Tegel zusammenbrechen ließ, ist Ansichtssache. Die Polizei ermittelt wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Die Veranstalter wiederum beklagen, erst die Polizei habe das Verkehrschaos erzeugt. Ein Chaos, gegen das "Extinction Rebellion" allerdings auch nichts hat, ganz im Gegenteil.
Für Freitagabend hatte die Bewegung, die mit zivilem Ungehorsam raschere Antworten auf den Klimawandel erzwingen will, zu einer "Fahrradtour nach Tegel" aufgerufen. Knapp 200 Fahrradfahrer hatten sich an dieser "Zero Emission Transport Experience" beteiligt, auch aus Protest gegen die "klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen". Schon im April hatten Aktivisten mit einer solchen Radtour an mehreren Kreisverkehren der Stadt den Autoverkehr lahmgelegt: Sie waren jeweils einfach zehn Minuten im Kreis gefahren.
Diesmal wollte die Polizei vereiteln, dass die Radler den Flughafen erreichen, an einer Zufahrt stoppte sie die Radtour. "Dadurch, dass die Polizei großflächig die Straße um die Radfahrer*innen blockierte, kam es zu starken Behinderungen der Fluggäste", heißt es nun in einer Erklärung der Initiatoren. Eine Teilnehmerin wird darin mit den Worten zitiert: "Wir hatten allerdings für heute keine Straßenblockade geplant, sonst hätten wir diese im Vorfeld angekündigt." Die Wirkung allerdings trat ein, zumindest vorübergehend: Zeitweise ließ sich der Flughafen für Reisende am besten zu Fuß erreichen.
Die "Extinction Rebellion" - zu Deutsch: Rebellion gegen das Aussterben - startete im Herbst in London, wo Demonstranten unter anderem mehrere Themsebrücken blockierten. Sie verlangt, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase schon bis 2025 auf netto null zu senken. Eine Bürgerversammlung soll den Umbau begleiten und sicherstellen, dass er gerecht und demokratisch abläuft. Ihr Mittel ist ziviler Ungehorsam, zunehmend findet sie Anhänger. Am Samstag hatten sich in Leipzig fünf Jugendliche an das Rathaustor gekettet - mit Fahrradschlössern um den Hals und symbolisch um fünf nach zwölf. In Lübeck hatten Aktivisten am Freitag einen zentralen Platz blockiert, in Heidelberg hatten sie vorige Woche eine Neckarbrücke lahmgelegt. Inzwischen gibt es Gruppen in mehr als 40 Ländern. Gemeinsamer Slogan: "Die Hoffnung stirbt, die Aktion beginnt."