Berlin:"Ich bin mit mir im Reinen"

Sawsan Chebli

Sawsan Chebli ist Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in Berlin - und wohl Vorlage für Schreibers "Kandidatin" Sabah Hussein.

(Foto: Christoph Soeder/picture alliance/dpa)

Staatssekretärin Sawsan Chebli hält sich eine Kandidatur für den Bundestag offen.

Von Jan Heidtmann, Berlin

Von "Unverschämtheit" bis "Unverfrorenheit" - Sawsan Cheblis Kandidatur für den Bundestag hat über das Wochenende für einige Unruhe in der Berliner SPD gesorgt. "Dass es nichts Gewöhnliches ist, dass die Staatssekretärin und der Bürgermeister gegeneinander antreten, ist klar", sagt Chebli. "Aber wir sind Profis genug, Ämter und Parteipolitik trennen zu können." Doch diese kuriose Konstellation ist nicht der eigentliche Grund für die Aufregung: Die Kandidatur der 42-Jährigen legt offen, wie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, 55, über seine Seilschaften versucht, seine politische Zukunft zu sichern. Im Herbst wird in Berlin gewählt, Müller will dann in den Bundestag. In seinem Heimatwahlkreis tritt jedoch Juso-Chef Kevin Kühnert an, Müller flüchtete deshalb nach Charlottenburg-Wilmersdorf, wo zwei seiner engsten Vertrauten das Sagen haben. Dass Chebli, die Müller 2016 zu seiner Staatssekretärin gemacht hatte, dort für den Bundestag antreten wollte, nahm er offenbar nicht ernst.

Chebli ließ sich von Müller jedoch nicht beeindrucken und erklärte nun selbst ihre Kandidatur. Dass ihr jetzt nachgesagt werde, sie lasse den "Deal" für die politische Zukunft Müllers platzen, ist für sie kein Grund, zurückzuziehen. "Ich kämpfe nicht gegen Michael Müller, sondern für meinen Heimatbezirk. Das ist demokratisch", sagt Chebli. "Ich bin mit mir im Reinen."

Trotzdem wird davon ausgegangen, dass Müller letztendlich als Kandidat nominiert werden wird. Chebli sieht das anders. "Ich halte es für vollkommen offen. Ich erfahre auch viel Unterstützung aus dem Kreis." Chebli plädiert dafür, die Parteimitglieder im Bezirk selbst zu befragen. Wie dann das Ergebnis aussehen würde - eine absolut nicht repräsentative Umfrage des Satirikers Jan Böhmermann gibt einen Hinweis: Auf Twitter antworteten ihm 10 000 Nutzer - 82,5 Prozent stimmten für die Kandidatin Chebli und 17,5 Prozent für den Kandidaten Müller.

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