BerlinGescheiterter Anschlag vor 30 Jahren: Linksextremisten auf Bewährung frei

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Peter Krauth (links) und Thomas Walter nach der Urteilsverkündung vor dem Berliner Kammergericht.
Peter Krauth (links) und Thomas Walter nach der Urteilsverkündung vor dem Berliner Kammergericht. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die beiden Männer wollten 1995 die Baustelle eines Abschiebegefängnisses sprengen. Das wurde vereitelt, sie tauchten in Südamerika unter. Nun sind sie mit einem Geständnis zurückgekehrt – und haben dafür eine milde Strafe bekommen.

30 Jahre nach einem gescheiterten linksextremen Sprengstoffanschlag in Berlin sind zwei Täter zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Damit konnten Peter Krauth und Thomas Walter das Gericht als freie Männer verlassen – nach jahrzehntelangem Untertauchen in Südamerika und einer Rückkehr nach Deutschland.

Die eher geringe Strafe sei trotz des geplanten schweren Anschlags angemessen, da es letztlich beim Versuch geblieben sei. Zudem sei seit der Tat viel Zeit vergangen, die Täter seien zurückgekehrt und hätten gestanden – so begründete das Berliner Kammergericht sein Urteil. Vorausgegangen war eine sogenannte Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten, die auch Geständnisse der beiden beinhaltete.

Krauth, heute 65 Jahre alt, und Walter, 62, sowie ein inzwischen gestorbener Komplize hatten als Gruppe unter dem Namen „Das K.O.M.I.T.E.E.“ einen Anschlag geplant, wie sie zugaben: Mit selbst gemischtem Sprengstoff wollten sie im April 1995 eine Baustelle in Berlin-Grünau in die Luft jagen, um zu verhindern, dass dort eine Abschiebehaftanstalt entsteht. Zufällig tauchte eine Polizeistreife auf, der Anschlag wurde vereitelt. Die Polizisten fanden den als gestohlen gemeldeten Lieferwagen samt Sprengstoff im Laderaum und Flugblättern in der Fahrerkabine. Darauf stand: „Achtung Lebensgefahr. Sprengung des Knastgebäudes!“ Diese Zettel wollten die Täter an alle Eingänge der Baustelle hängen, um Bauarbeiter zu schützen.

Die Polizei fand aber auch Ausweispapiere der Täter. Das Trio floh, tauchte unter und später in Venezuela wieder auf und wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht. Um das Leben im Untergrund beenden zu können, ließen Krauth und Walter – der dritte Beteiligte war 2021 verstorben – schließlich ihre Anwälte einen Deal mit der Bundesanwaltschaft schließen: eine Rückkehr nach Deutschland samt Geständnis für milde Strafen im Gegenzug. So gaben die beiden auch zu, mit der Gruppe „Das K.O.M.I.T.E.E.“ im Jahr 1994 das Büro eines Kreiswehrersatzamts in Brandenburg angezündet zu haben.

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Peter Krauth und Thomas Walter sollen einen linksterroristischen Anschlag auf ein Abschiebegefängnis geplant haben. Das war 1995. Seitdem sind sie auf der Flucht. Was braucht es, um zu vergeben? Ein Besuch im Exil in Venezuela.

SZ PlusVon Christoph Gurk (Text und Fotos)

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