Berlin:21 Millionen Euro für die Gleichstellung

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey

Familien- und Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) stehen 21 Millionen Euro zur Verfügung, um die Gleichstellung voranzubringen. Davon profitiert auch das Bundesforum Männer.

(Foto: Christoph Soeder/dpa)

Familienministerin Franziska Giffey präsentiert in Berlin neue Förderprojekte.

Von Clara Lipkowski

Berlin - Das Problem ist seit Jahren bekannt, geändert hat sich wenig: Frauen verdienen im Schnitt in Deutschland noch immer 21 Prozent weniger als Männer, sind kaum in Vorständen großer Unternehmen vertreten und leisten täglich mehr als doppelt so oft unbezahlte Sorgearbeit in der Familie wie Männer. In der Politik gab es nach der letzten Bundestagswahl gar einen Rückschritt in Sachen Gleichstellung: 2017 sank der Frauenanteil im Parlament von knapp 37 auf 31 Prozent. "Von echter Gleichstellung sind wir noch weit entfernt", konstatierte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) am Dienstag in Berlin. Sie ist auch für Frauen und Gleichstellung zuständig und dafür stehen ihr in diesem Jahr 21 Millionen Euro zur Verfügung, 3,5 Millionen mehr als 2019.

Zeit also, zu Jahresbeginn ein paar Projekte vorzustellen. 1,85 Millionen Euro jährlich kommen seit dem 1. Januar dem Digitalen Deutschen Frauenarchiv zugute, das die Geschichte der deutschen Frauenbewegung bis in die Gegenwart dokumentiert. Denn auch das gehöre zur Gleichstellung, erklärte Giffey, das bereits Erreichte in Erinnerung zu bringen und öffentlich zugänglich zu machen. Damit wird neben dem deutschen Frauenrat nun eine zweite Einrichtung institutionell gefördert. "Ein Meilenstein für die Geschichtsschreibung der Frauenbewegung", sagte Geschäftsführerin Sabine Balke.

Ein Bundesprogramm zum Gewaltschutz für Frauen fördert das Ministerium ebenfalls, denn, daran erinnerte Giffey, kommt es in Deutschland zu häuslicher Gewalt, sind in vier von fünf Fällen Frauen die Opfer. Außerdem will Giffey die "Gleichstellungsstrategie" der großen Koalition weiterverfolgen, welche die Frauenbenachteiligung in Ministerien reduzieren soll. Ein auf dem Koalitionsvertrag basierendes "Gleichstellungsinstitut" mit anfangs drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird es außerdem geben. Dieses solle ein "Kompetenzort" werden und der Prävention und Hilfe bei Gewalt an Frauen dienen, ganz im Sinne der 2011 ratifizierten Instanbul-Konvention.

Auch Männer sollen gefördert werden, zumal sie zunehmend Elternzeit in Anspruch nehmen wollten, ihnen seltener Berufe wie der des Erziehers zugetraut würden und viele unter ihnen mit Gewalt im Allgemeinen konfrontiert seien. 1,15 Millionen Euro erhält in der ersten Jahreshälfte das Bundesforum Männer, ein Interessenverband für junge Männer und Väter, der in diesen Fragen Hilfe bietet. "Männer im Baugewerbe etwa sollen nicht kämpfen müssen, Elternzeit nehmen zu können", sagte der Vorsitzende Thomas Altgeld. Analog zu den 350 Frauenhäusern soll es künftig mehr Männerschutzwohnungen geben, "der Bedarf ist da", sagte Giffey. Bisher stehen neun solcher Zufluchtsorte mit 24 Plätzen zur Verfügung. Um den Bedarf zu decken, müsste es pro Bundesland fünf Wohnungen geben.

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