Süddeutsche Zeitung

Bericht des Statistischen Bundesamts:Jeder Sechste von Armut bedroht

Armut lauert vielerorts. 62 Prozent aller Arbeitslosen sind akut gefährdet. Aber auch jeder 15. Deutsche mit Job, ist nahe daran, in prekäre finanzielle Verhältnisse zu rutschen.

Die kritische Grenze liegt bei 929 Euro - zumindest bei den Statistikern. Wer als Alleinstehender monatlich weniger als diesen Betrag zur Verfügung hat, gilt offiziell als armutsgefährdet.

In Deutschland ist etwa jeder Sechste von Armut bedroht - besonders hart trifft es die Alleinerziehenden, wie aus den jüngsten Erhebungen des Statistischen Bundesamts hervorgeht, die am Freitag in Wiesbaden vorgelegt wurden.

Nach den Daten, die sich auf das Jahr 2008 beziehen, sind insgesamt 15,5 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als es 15,2 Prozent waren.

Als armutsgefährdet gilt demnach, wer im Jahr 2008 nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 11.151 Euro im Jahr (929 Euro monatlich) zur Verfügung hatte. Für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt die Schwelle bei monatlichen 1950 Euro.

Mit 62 Prozent sind, wie erwartet, Arbeitslose am stärksten armutsgefährdet. Aber auch Menschen in Arbeit waren betroffen: im Jahr 2008 war etwa jeder 15. Erwerbstätige (6,8 Prozent) von Armut bedroht, Rentner lagen mit 14,9 Prozent knapp unter dem Durchschnittswert für Deutschland insgesamt. Besonder schlimm trifft es die Alleinerziehenden: 37,5 Prozent aller Haushalte von Müttern oder Vätern ohne Partner sind von Armut bedroht.

Frauen sind mit mehr als 16 Prozent stärker vom Armutsrisiko betroffen als Männer mit knapp 15 Prozent.

Das Bundesamt hat mit der Erhebung "Leben in Europa" die amtlichen Sozialindikatoren zu Armut und sozialer Ausgrenzung für Deutschland ermittelt. Die Indikatoren sind den Angaben zufolge EU-weit vergleichbar.

Im Jahr 2009 wurden 13.087 Haushalte mit 23.832 Personen ab 16 Jahren zu ihren Einkommen und Lebensbedingungen befragt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1017535
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/dpa/dapd/beu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.