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Bericht der Vereinten Nationen:Zahl der Migranten so hoch wie nie

Egal ob in Amerika, Europa, Asien oder Afrika: Noch nie haben so viele Menschen außerhalb ihres Geburtslandes gelebt wie im Jahr 2013 - weltweit sind es mehr als 230 Millionen. Zu den Ländern, in denen die meisten Migranten leben, gehört auch Deutschland.

Ein besserer Job, die Flucht aus Armut, Angst vor Verfolgung und Krieg: Die Gründe, warum Menschen ihr Heimatland verlassen, sind vielfältig. Wie die Vereinten Nationen in einem Bericht jetzt mitteilten, hat die Zahl derer, die derzeit nicht in ihrem Heimatland wohnen, einen Höchststand erreicht.

232 Millionen Menschen - rund drei Prozent der Weltbevölkerung - seien aus ihrem Geburtsland weggezogen, heißt es in dem Bericht. 1990 gab es noch 155 Millionen Migranten, 20 Jahre später sind es ungefähr 80 Millionen mehr. Die Zahl der Menschen, die innerhalb ihres Geburtslandes umziehen, dürfte dem Bericht zufolge sogar noch größer sein. Dramatisch ist: Ende 2011 gab es ungefähr 42 Millionen Menschen, die ihr Zuhause nicht freiwillig verlassen hatten, etwa Flüchtlinge und Asylsuchende.

Wer heute noch behauptet, Deutschland sei kein Einwanderungsland, den widerlegen die Daten des UN-Berichts "Trends in International Migration: The 2013 Revision" spektakulär. Deutschland ist sogar das drittgrößte Einwanderungsland der Welt: Fast zehn Millionen Ausländer halten sich gegenwärtig in Deutschland auf, die hierher geflüchtet sind oder hier arbeiten. Nur die USA (46 Millionen) und Russland (elf Millionen) beherbergen mehr Migranten. Türken in Deutschland und Algerier in Frankreich stellen in Europa mit jeweils etwa 1,5 Millionen Menschen die größten Gruppen dar, die in ein bestimmtes Land ausgewandert sind.

Nach Saudi-Arabien (neun Millionen) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (acht Millionen) folgen Großbritannien, Frankreich, Kanada, Australien und Spanien als die Länder mit den meisten Migranten.

Die meisten Migranten sind in Europa

"Insgesamt halten sich die meisten internationalen Migranten in Europa und Asien auf", sagte John Wilmoth vom UN Department of Economic and Social Affairs. "72 Millionen leben in Europa, 71 Millionen in Asien." In Nordamerika sind es 53 Millionen, in Afrika fast 19 Millionen. Die meisten Migranten auf der Nordhalbkugel wechseln nur in ein anderes Industrieland. Von der südlichen Welthalbkugel dagegen wandern 50 Prozent in den Norden.

Die meisten Migranten weltweit bleiben eher auf ihrem Heimatkontinent. So befinden sich 82 Prozent der afrikanischen Migranten weiterhin in Afrika, ebenso wie in Asien und Mittel- und Südamerika. In Europa sind allerdings nur noch 52 Prozent europäische Migranten. Und in Nordamerika (hierbei zählt Mexiko nicht dazu) stammen lediglich zwei von hundert Einwanderern aus derselben Region.

Keine Überraschung aus dem Vatikan

"Der weltweit größte Korridor internationaler Migration", so schreiben die Vereinten Nationen in ihrem Bericht, "verbindet die USA und Mexiko". 2013 lebten etwa 13 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten, die in Mexiko geboren waren.

Die höchste Konzentration von Migranten hat - natürlich - der Vatikan (100 Prozent). Besonders viele Einwanderer leben auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (84 Prozent der Bevölkerung), Katar (74 Prozent) und zum Beispiel Monaco (64 Prozent).

Der aktuelle Bericht gehört zu den Vorbereitungen der UN-Vollversammlung im Oktober, während der der zweite "High-Level Dialogue on International Migration and Development" stattfinden wird.

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