Süddeutsche Zeitung

Bericht aus dem Weißen Haus:Wie groß das Vermögen von Ivanka Trump und Jared Kushner ist

  • Das Weiße Haus hat die Finanzen hochrangiger Regierungsmitarbeiter öffentlich gemacht. Diese sind per Gesetz verpflichtet, Angaben zu ihrem Vermögen zu machen.
  • Aus dem Bericht geht hervor, dass Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner von Immobilien- und Investmentgeschäften im Wert von mehr als 700 Millionen US-Dollar profitieren.
  • Beide arbeiten als unbezahlte Berater für Präsident Trump und hatten betont, ihre bisherigen Geschäftstätigkeiten auf Eis zu legen.

Von Johanna Bruckner, New York

Wer wissen wollte, wie exklusiv das Leben von Ivanka Trump und Jared Kushner ist, der musste nicht auf einen Bericht aus dem Weißen Haus warten. Auf Instagram teilt die Tochter des US-Präsidenten, die von ihrem Vater in dieser Woche zur offiziellen Regierungsberaterin gemacht wurde, bereitwillig Fotos aus ihrem Privatleben. Das Ehepaar Trump/Kushner in Abendgarderobe in einem Raum mit Kronleuter und teuer aussehendem Teppich, zwei der Trump/Kushner-Kinder mit plattgedrückten Nasen an einem Fenster im Weißen Haus, die komplette Familie beim Verlassen der Präsidentenmaschine Air Force One. Man konnte den Eindruck gewinnen: Das neue Power Couple der amerikanischen Politik ist in diesen Tage mehr an Macht als am Geldverdienen interessiert. Unlängst hatten beide angekündigt, unbezahlte Regierungsjobs anzunehmen und ihre bisherigen Einnahmequellen auf Eis zu legen.

Ein Bericht aus dem Weißen Haus zeigt: Das Ehepaar Kushner muss sich auch weiterhin ums Finanzielle keine Sorgen machen. Der New York Times zufolge geht aus dem Dokument hervor, dass Trump und Kushner auch weiterhin von Immobilien- und Investmentgeschäften im Wert von 741 Millionen US-Dollar profitieren. Ivanka Trump hält außerdem eine Beteiligung am Trump International Hotel in Washington. Der Wert wird auf fünf bis 25 Millionen Dollar beziffert. Speziell diese Luxus-Unterkunft bereitet Ethik-Experten Sorgen: Sie befürchten, dass ausländische Regierungen oder andere Interessensgruppen dort absteigen könnten, um sich die Regierung so gewogen zu machen.

Am Freitagabend (Ortzeit Washington) hatte das Weiße Haus eine Auflistung der Vermögen von mehr als 180 hochrangigen Regierungsmitarbeitern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bestimmte Regierungsmitarbeiter - zum Beispiel über einer bestimmten Gehaltsgrenze - sind per Gesetz zur Offenlegung ihrer Finanzen innerhalb von 30 Tagen nach Dienstbeginn verpflichtet. Die Angaben stammen von den Betroffenen selbst.

Jared Kushner: Breites Portfolio - viele mögliche Interessenskonflikte?

Bereits bevor sie offiziell zur "Assistentin des Präsidenten" ernannt wurde, galt Ivanka Trump als engste Vertraute ihres Vaters. Sie sei eine der Wenigen, auf die Donald Trump tatsächlich hört. Wie ihr Ehemann verpflichtete sich Ivanka Trump, sämtliche ethischen Richtlinien zu befolgen und ihr Vermögen offenzulegen. Sie war allerdings schon einmal wegen ihrer früheren Karriere in die Schlagzeilen geraten - unverschuldet. Anfang Februar hatte Trump-Beraterin Kellyanne Conway im US-Fernsehen offensiv für die Modemarke der Präsidententochter geworben und Kritiker auf den Plan gerufen.

Jared Kushner, der bereits seit der Amtsübernahme von Donald Trump im Januar zu dessen Beraterstab gehört, war von seinem Managerposten im Familienunternehmen zurückgetreten. Und er hatte in dieser Woche einen Plan vorgelegt, der darlegen soll, wie sich Interessenskonflikte zwischen seinem alten und seinem neuen Job vermeiden lassen. Larry Noble, der ehemalige Chef-Ethikbeauftragte der Federal Election Commission sagte jedoch der New York Times: "Es ist zwar ein wichtiger Schritt, dass er sich aus dem Management der Familienunternehmungen zurückgezogen hat, aber er profitiert immer noch finanziell von deren Geschäften. (...) Vor dem Hintergrund seiner herausgehobenen Position im Weißen Haus und seines breiten Portfolios, ist es schwer vorstellbar, wie er sich aus allem heraushalten will, das seine finanziellen Interessen berühren könnte."

Der Zeitung zufolge hat sich die Immobilienfirma der Familie Kushner unter anderem von Goldman Sachs, der Blackstone-Gruppe, der Deutschen Bank und der französischen Bank Natixis Geld geliehen. Außerdem gibt es geschäftliche Verbindungen zur größten israelischen Bank Hapoalim, die in Verdacht steht, wohlhabenden Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben.

Eine andere geschäftliche Allianz hatte ebenfalls für Aufsehen gesorgt: Etwa zu der Zeit, als Kushners Schwiegervater Präsidentschaftskandidat der Republikaner wurde, nahmen die Kushners zur Finanzierung ihrer Prestigeimmobilie auf der New Yorker Fifth Avenue Gespräche mit einer chinesischen Firma auf, die Verbindungen zur Kommunistischen Partei haben soll. Erst in dieser Woche erklärte sich Kushners Firma bereit, die Verhandlungen zu beenden. Einer der alternativen Investoren ist Zara-Gründer Amancio Ortega, einer der reichsten Männer der Welt.

Aber nicht nur Trumps Tochter und Schwiegersohn tauchen im Bericht des Weißen Hauses auf. Auch Trumps Chefstratege Steve Bannon legte vor seinem Jobantritt sein Vermögen offen: Seine eigene Consulting-Firma Bannon Strategic Advisors Inc. ist demnach zwischen fünf und 25 Millionen Dollar wert. Interessanter sind aber die Beraterhonorare, die der mitunter als "Schattenpräsident" bezeichnete Bannon aufführt: Vom Breitbart News Network hat der 63-Jährige eigenen Angaben zufolge 191 000 Dollar erhalten. Mehr als 125 000 Dollar bezahlte ihm Cambridge Analytica, ein Datenspezialist, der für die Trump-Kampagne tätig war, und etwa 61 5000 Dollar erhielt Bannon vom Government Accountability Institute, einer konservativen Non-Profit-Organisation.

Alle drei Institutionen werden vom Hedgefonds-Manager Robert Mercer und seiner Tochter Rebekah mitfinanziert - die beiden gehörten zu Trumps größten Wahlkampfspendern. Ihr Einfluss ist so groß, dass Vater und Tochter seinerzeit darauf bestehen konnten, dass Trump eine gewisse Kellyanne Conway in sein Team aufnahm.

Parallel zum Bericht des Weißen Hauses veröffentlichte die Washington Post einen Artikel, der nachzuvollziehen versucht, wie Bannon reich wurde. Auf seinen Konten liegen immerhin 2,25 Millionen Dollar, außerdem besitzt er Mietimmobilien im Wert von 10,5 Millionen Dollar. Dem Bericht zufolge war der Mann, der heute gegen die Globalisierung wettert und Eliten verteufelt, in den 80er und 90er Jahren ein privater Investmentbanker, der international Geschäfte machte.

Sean Spicer hat kein Problem mit Superreichen im Regierungsteam - im Gegenteil

Trotz seines beträchtlichen Privatvermögens ist Bannon einige Millionen entfernt von Gary Cohn, früher die Nummer zwei bei Goldman Sachs, heute Direktor des National Economic Council - und einer der wohlhabendsten Mitarbeiter der Trump-Regierung. Er besitzt dem Bericht zufolge Vermögenswerte zwischen 252 und 611 Millionen Dollar. (Eine Übersicht über interessante Personalien in dem Bericht geben die New York Times und die Washington Post.)

Der eine oder andere Trump-Unterstützer mag es nun befremdlich oder gar heuchlerisch finden, wie vermögend jene Menschen sind, die doch damit angetreten waren, ganz anders zu sein als die Washingtoner Eliten. Aber Trump-Sprecher Sean Spicer hat schon ein passendes Narrativ für den Reichenbericht der amtierenden Regierung parat. Auf einer Pressekonferenz am Freitag sagte er: "Der Präsident hat eine Menge Leute in seine Regierung berufen, ins Weiße Haus im Besonderen, die dieses Land sehr gesegnet und sehr erfolgreich gemacht hat." Es spreche für die tiefe Motivation dieser Menschen, Donald Trump bei der Umsetzung seiner politischen Vision zu helfen, dass sie bereit seien, diese genauen Untersuchungen über sich ergehen zu lassen.

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