Armenien und Aserbaidschan:Macron, Putin und Trump verurteilen Eskalation in Bergkarabach

Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan in Bergkarabach

Ein Mann steht in den Ruinen eines Hauses in der Grenzregion zwischen Armenien und Aserbaidschan.

(Foto: dpa)

Die drei Staatsoberhäupter fordern dem Kreml zufolge ein Ende der militärischen Gewalt in dem Konflikt. Armenien schießt offenbar eine Drohne aus Aserbaidschan in der Nähe der eigenen Hauptstadt ab.

Die Präsidenten der USA, Russlands und Frankreichs haben in einer gemeinsamen Erklärung die militärische Gewalt in der Konfliktregion Bergkarabach im Süden des Kaukasus verurteilt. Sie fordern die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und die Rückkehr zur Waffenruhe, wie der Kreml in Moskau mitteilte. Unterzeichnet wurde die Erklärung demnach von US-Präsident Donald Trump, Frankreichs Staatsoberhaupt Emmanuel Macron und Kremlchef Wladimir Putin.

Die drei Staatschefs fordern die Konfliktparteien Armenien und Aserbaidschan Moskau zufolge auf, diplomatische Verhandlungen aufzunehmen. Für eine Waffenruhe solle von den beiden seit Jahrzehnten verfeindeten Nachbarstaaten keine Vorbedingungen gestellt werden. Zugleich äußern Trump, Macron und Putin Trauer um die Opfer des Konflikts und sprechen den Angehörigen ihr Beileid aus.

Zuvor hatte Putin den russischen Sicherheitsrat über die Erklärung informiert, wie Kremlsprecher Dmitrij Peskow mitteilte. Die drei Länder stehen der sogenannten OSZE-Minsk-Gruppe vor, die in dem Konflikt zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken vermitteln will. Die OSZE ist die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Auch Armenien und Aserbaidschan sind OSZE-Mitglieder.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan reagierte unwirsch auf den Schritt Russlands, der USA und Frankreichs. Er bezeichnete ihn als "nicht akzeptabel". Vor dem Parlament in Ankara warf er den drei Staaten vor, das Problem in der Region fast 30 Jahre ignoriert zu haben. Deshalb sei man jetzt mit diesen "negativen Entwicklungen" konfrontiert.

Erdoğan bezeichnete Armenien in der Rede als "Banditenstaat", der sich aus Bergkarabach zurückziehen müsse. Das sei Voraussetzung für einen bleibenden Frieden. Die Türkei steht in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans, während Armenien Russland als Schutzmacht sieht.

Schwerste Eskalation seit Jahren

Der Konflikt um Bergkarabach war am Sonntag wieder aufgeflammt. Beide Seiten berichteten von Beschuss und schwerem Artilleriefeuer. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahren. Das verarmte Armenien und das reiche Aserbaidschan geben sich gegenseitig die Schuld an den neuen Kämpfen. In beiden Ländern gilt das Kriegsrecht.

Das armenische Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag mit, das Militär habe über der Stadt Abowian eine Drohne abgeschossen. Der Ort liegt 16 Kilometer nördlich der Hauptstadt Eriwan. Berichte über Verletzte oder Tote gebe es nicht, sagte eine Sprecherin.

Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew hatte zuvor angekündigt, seine Militäroperation bis zu einem Rückzug Armeniens aus dem Gebiet fortsetzen. Erst dann werde es eine Waffenruhe geben. Aufrufe zum Dialog seien deshalb sinnlos, Verhandlungen würden kein Ergebnis bringen.

Moskau ist wegen seiner engen Kontakte nach Baku und Eriwan traditionell der wichtigste Vermittler in dem Konflikt. Bei den schwersten Kämpfen seit Jahrzehnten sind in Bergkarabach nach offiziellen armenischen Angaben bereits mehr als 100 Menschen getötet worden, die meisten davon Soldaten. Aserbaidschan hat bisher mehr als ein Dutzend getötete Zivilisten bestätigt, aber keine Opfer unter den Soldaten.

Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145 000 Menschen leben. Bergkarabach wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe.

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