Ein Ort, stellvertretend für alle: Bergamo. Im Namen dieser Stadt im Norden Italiens, 120 000 Einwohner, reich an Kultur und stillem Schaffen, hallt das Drama nach, das im Frühjahr über ganz Europa kam und sich ins Bewusstsein grub. Zunächst schleichend, mit Bildern von Ambulanzen, die sich vor der Notaufnahme des "Papa Giovanni XXIII." stauten. Mit Bildern aus den Gängen des großen Krankenhauses, die Menschen an Beatmungsgeräten zeigten - intubiert, beim Überlebenskampf. Mit Bildern von Ärzten und Pflegern, ihre Gesichter zerfurcht von Müdigkeit und Ohnmacht. Und dann waren da natürlich die Bilder der Militärtransporter in der Nacht, ein ganzer Konvoi, der die vielen Todesopfer der Seuche wegbringen sollte. In der "Città martire", wie die Italiener Bergamo jetzt nennen, "Stadt des Martyriums", waren die Krematorien an ihre Grenzen geraten. Im Lokalblatt L'Eco di Bergamo erschienen an manchen Tagen zehn, zwölf, vierzehn Seiten allein mit Todesanzeigen. Irgendwann entschied die katholische Kirche, die Totenglocken in der Bergamasca, der Provinz um Bergamo, nicht mehr zu läuten. Ambulanzsirenen und Totenglocken: Es war zu viel geworden.
Das Jahr 2020:Bergamo, Stadt des Martyriums
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Erste Hilfe: Zu Beginn der Pandemie gehen medizinische Trupps in Bergamo von Haus zu Haus.
(Foto: Claudio Furlan/AP)Die schrecklichen Bilder aus Bergamo haben ganz Europa erschüttert. Der Schock sitzt tief bei den Bewohnern, aber sie versprechen: Wir stehen wieder auf.
Von Oliver Meiler
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