Berater des Bundespräsidenten Wulff:Olaf Glaeseker - der Kantenschleifer

Christian Wulffs Persönlichkeit steht über der Politik, das ist das Werk von Olaf Glaeseker. Der Berater ist der Erfinder und Pfleger von Wulffs Image - und er hat am neuen Bundespräsidenten alle Kanten abgeschliffen.

Ralf Wiegand

Wer die Wahl zum Bundespräsidenten am Mittwoch im Fernsehen verfolgte, hätte Olaf Glaeseker bei vielen Einblendungen der Zuschauertribüne leicht identifizieren können. Dort saß er eine Reihe hinter Joachim Gauck, etwas nach rechts versetzt. Wie der Springer den Bauern auf dem Schachbrett - so schien er den Konkurrenten seines Dienstherrn zu bewachen.

Olaf Glaeseker - Wulffs engster Berater

Olaf Glaeseker, der engste Berater von Christian Wulff: immer irgendwo am Rand, aber doch mitten im Geschehen. 

(Foto: dpa)

Olaf Glaeseker, 49, war an diesem historischen Tag also da, wo er immer war, wenn Christian Wulff auf dem Weg nach oben eine neue Stufe nahm: irgendwo am Rand, aber doch mitten im Geschehen. Später gab es Fotos von Familie Wulff, die Stunden vor der Wahl, die vielen dazwischen, die Nacht danach - auf jedem zweiten war Olaf Glaeseker zu sehen, oft allein mit Wulff und dessen Frau Bettina. Wenn man das Verhältnis der beiden befreundeten Männer beschriebe wie das von Bauchredner zu Puppe, dann wäre Glaeseker nicht die Puppe. Das Zitat von Wulff, er sei "kein Alphatier", stammt auch von ihm.

Der Staatssekretär Glaeseker ist offiziell noch Sprecher der niedersächsischen Landesregierung, inoffiziell aber war er stets viel mehr als das. Oder viel weniger, wie Kritiker sagen. Er kümmerte sich weniger um das Mitteilungswesen aus der Staatskanzlei als fast ausschließlich um das Wohl seines Chefs. In Hannover konnte man deshalb auf die Frage, was denn der Regierungssprecher dazu sage, von Ministern hören: Regierungssprecher? Haben wir denn einen?

Wulffs Persönlichkeit steht über der Politik, das ist Glaesekers Werk. Selbst die jüngste Kabinettsumbildung war nur zur Hälfte der Notwendigkeit geschuldet, müdes Personal zu erneuern. Zur anderen Hälfte diente die Berufung von Aygün Özkan, der ersten türkisch-stämmigen Ministerin in einem deutschen Kabinett, oder Johanna Wanka, der ersten ostdeutschen Ministerin in einem Westland, der weiteren Imagebildung Wulffs als unkonventioneller Erneuerer. Als der Regierungschef sein frisches, weltoffenes Niedersachsen erklärte, lehnte Glaeseker an der getäfelten Wand im Gästehaus der Regierung und lächelte wie ein Regisseur bei einer geglückten Premiere. ,,Mephistopheles'' nennen sie ihn in Hannover.

Den Journalisten Glaeseker aus Oldenburg vor elf Jahren erst als Sprecher der Landes-CDU, später als Regierungssprecher beschäftigt und dankbar zum Staatssekretär befördert zu haben, war die beste Personalentscheidung in Wulffs Karriere. Glaeseker erfand als klassischer Spin doctor seinen Chef neu und machte aus dem biederen Osnabrücker Rechtsanwalt zwischenzeitlich den beliebtesten Politiker Deutschlands, indem er jedes Detail und jeden Medienkontakt kontrollierte, ohne selbst öffentlich zu agieren. In Perfektion gelang ihm das, als Wulff für seine jetzige Frau Bettina seine Familie verließ. Bild und Bunte, von Glaeseker früh informiert, feierten das junge Glück und verdammten nicht den Ehebrecher.

Dass er über die Jahre an Wulff alle Kanten abschliff, war Teil des Plans - das gemachte präsidiale Image trägt nun beide ins Bellevue. Den einen als Präsidenten, den anderen als seinen Macher; mit welcher Dienstbezeichnung, das wird noch besprochen.

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