Benedikt XVI. und die Pius-Brüder:Das Schweigen des Papstes

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Die ultrakonservativen Pius-Brüder dürfen die deutschen Bischöfe an der Nase herumführen - mit Duldung aus Rom.

Matthias Drobinski

Die traditionalistischen Pius-Brüder spielen mit der katholischen Kirche, und aus ihrer Sicht heraus ist das auch richtig so.

Oberhaupt der Katholischen Kirche: Papst Benedikt XVI. (Foto: Foto: Reuters)

Die kleine, radikale Gemeinschaft, die zentrale Punkte des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnt, lebt vom polemischen Gegensatz zur Großkirche, davon, diese als verderbt und an den Zeitgeist verkauft zu beschimpfen - und davon, dann doch Teil dieser Kirche sein zu wollen.

Den Konflikt weitertreiben - um zu überleben

Würden sie die Kampfesrhetorik aufgeben, wären sie bald als irgendeine konservative Gruppe in der katholischen Weite verschwunden. Würden sie sich ganz von der Kirche trennen, wären sie auch offiziell eine Sekte.

Deshalb muss die Priesterbruderschaft Pius X. so handeln, wie sie handelt: eine Kapelle in Fulda weihen, eine Priesterweihe in Zaitzkofen im Bistum Regensburg ankündigen. Sie muss den Konflikt gerade mit den verhassten deutschen Bischöfen weitertreiben - angeblich zum Besten der Kirche. Nur so kann die Gruppe überleben.

Überraschend ist aber, wie sehr Papst Benedikt XVI. dieses Spiel mitspielt und seine deutschen Bischöfe dadurch desavouiert. Jetzt müsse der Vatikan handeln, sagt der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, so verlangt es auch der Fuldaer Amtsbruder Heinz Josef Algermissen.

Dass der Papst das tut, ist aber wenig wahrscheinlich. Vor Wochen schon hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller den Pius-Brüdern untersagt, in seinem Bistum Priester zu weihen - schließlich bleiben die Traditionalisten-Bischöfe ja trotz aufgehobener Exkommunikation von ihren Ämtern suspendiert, das hat der Papst selber betont.

Keine Antwort für Benedikts Verteidiger

Müller hat auch nach Rom geschrieben und um Anweisung gebeten, was er im Fall einer Weihe zu tun habe. Doch nicht einmal er, der engagierteste Verteidiger des Papstes in der Pius-Affäre, hat bislang eine Antwort erhalten.

Stattdessen passiert aber etwas anderes: Bertram Maier fordert, dass, wer Mitglied im Schwangeren-Beratungsverein Donum Vitae ist, kein Amt in der katholischen Kirche ausüben kann.

Nun ist Bertram Maier nur Domkapitular in Augsburg, aber er leitete die deutschsprachige Abteilung des Vatikans, und er gilt als Kandidat für die Leitung des katholischen Büros in Bayern.

Was er sagt, dürfte die Mehrheitsmeinung in der Kurie wiedergeben. Es soll die deutschen Bischöfe unter Druck setzen, die bislang lediglich herausgehobene Ämter bei Donum Vitae und in katholischen Laienorganisationen für unvereinbar halten.

Die Pius-Brüder dürfen mit päpstlicher Duldung die deutschen Bischöfe hohnlachend an der Nase herumführen. Katholiken wie Alois Glück oder Wolfgang Thierse aber, die aus einer ernsthaft abgewogenen Gewissensentscheidung heraus eine Schwangerenberatung unterstützen, die der Papst ablehnt, werden an den Rand ihrer Kirche gedrängt.

Sollte dies in den kommenden Wochen Realität werden, wäre klar, wo Papst Benedikt XVI. die katholische Kirche haben möchte: am Rande der Gesellschaft.

© SZ vom 10. Juni 2009/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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