Vatikan:Neue Details zu den letzten Stunden von Benedikt XVI.

Vatikan: Erzbischof Georg Gänswein erweist dem verstorbenen Benedikt die letzte Ehre.

Erzbischof Georg Gänswein erweist dem verstorbenen Benedikt die letzte Ehre.

(Foto: TIZIANA FABI/AFP)

Die letzten Worte des emeritierten Papstes sollen "Signore ti amo" gewesen sein - auf Deutsch: "Herr, ich liebe dich". Sein langjähriger Assistent Georg Gänswein sprach in einem Interview darüber.

Seit 2002 war Georg Gänswein der persönliche Assistent an der Seite von Joseph Ratzinger. Im Interview mit dem Sender Radio Vatikan sprach Erzbischof Gänswein nun über den Tod von Benedikt XVI.

Gänswein sei am 27. Dezember zu seiner Familie nach Deutschland geflogen, Benedikt sei es da noch gut gegangen. In der Nacht zum 28. sei es Benedikt aber dann "miserabel" gegangen, sodass Gänswein an diesem Tag zurückflog. Er habe den emeritierten Papst "ganz schwer atmend" vorgefunden, sein Leibarzt Patrizio Polisca sei bei ihm gewesen.

An den folgenden Tagen habe sich der Zustand erst verbessert, dann wieder verschlechtert. Deshalb habe er ihm die Krankensalbung und die Kommunion in Gestalt von etwas Wein gespendet. Benedikt habe zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Tagen nichts mehr gegessen.

In der letzten Nacht, vom 30. auf den 31. Dezember, sei zunächst nur ein Pfleger präsent gewesen. Dieser habe die letzten Worte, die er verständlich aussprechen konnte, gehört, und zwar auf Italienisch: "Signore ti amo", auf Deutsch: "Herr, ich liebe dich". Dies sei etwa um drei Uhr morgens gewesen. Bald danach habe er "innerhalb von drei Stunden einen freien Fall erlitten". Die Agonie habe dann weniger als eine Stunde gedauert.

Auf die Frage, was er am meisten an Joseph Ratzinger vermissen werde, antwortete Gänswein: "Natürlich seine Person, seine Liebenswürdigkeit, seinen festen Glauben, seine Klarheit, seinen Mut und seine Fähigkeit, für den Glauben auch zu leiden. (...) Aber es wird auch bleiben, dieses unvergessliche Wort, 'Gioia', also Freude, dass der Glauben eben Freude schenkt."

Benedikt XVI. wird an diesem Donnerstag im Vatikan mit einem Trauergottesdienst verabschiedet. Papst Franziskus will ab 9.30 Uhr eine Messe mit Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz feiern. Der 86 Jahre alte Argentinier wird die Predigt halten, am Altar wird Kardinal Giovanni Battista Re den Gottesdienst feiern. Im Anschluss wird der Leichnam von Joseph Ratzinger in der Gruft des Petersdoms beigesetzt.

Was wird aus Erzbischof Gänswein?

Nach Benedikts Tod fragen viele, was aus dem prominenten Kirchenmann Gänswein wird. Mit 66 Jahren ist er jedenfalls zu jung für den erzbischöflichen Ruhestand, denn der tritt in der Regel erst mit 75 Jahren ein. Deshalb spekulieren Vaticanisti schon seit längerem darüber, ob sein nun noch einziger Dienstherr Papst Franziskus künftig noch anderes für ihn in petto hat.

Der im Vatikan gern bemühte Rückgriff auf historische Präzedenzfälle kann auch im Falle Gänsweins hilfreich sein. Angesichts der kirchenpolitischen Lage ist es zwar schwer vorstellbar, dass Franziskus ihn auf einen wichtigen Bischofsposten in der Heimat befördert - so wie es Benedikt seinerzeit mit dem Privatsekretär seines Vorgängers machte, als er Stanislaw Dziwisz im Juni 2005 zum Erzbischof von Krakau ernannte.

Eine mögliche Variante wäre allerdings die Ernennung Gänsweins zum Bischof in Bayern. Denn anders als in anderen deutschen Landen kann der Papst in den bayerischen Bistümern weitgehend frei entscheiden, wen er dort zum Bischof ernennt.

Eine Stufe darunter wäre die Ernennung zum Leiter einer großen Wallfahrtsstätte, wovon es nicht nur in Bayern einige gibt. Damit würde Gänswein dann in die Fußstapfen gleich zweier päpstlicher Privatsekretäre der vergangenen Jahrzehnte treten: Der getreue Assistent von Johannes XXIII., Loris Capovilla, wurde vom Nachfolger-Papst Paul VI. zunächst zum Erzbischof von Chieti und später zum "Päpstlichen Delegaten" für den großen italienischen Marienwallfahrtsort Loreto ernannt - und blieb dort bis 1988. Dann übernahm ein anderer ehemaliger päpstlicher Privatsekretär diese Stelle: Pasquale Macchi, der seinerseits Paul VI. gedient hatte.

Denkbar wäre auch die Entsendung Gänsweins als Apostolischer Nuntius an einen "angemessenen" Posten - vorzugsweise in Europa oder auf dem amerikanischen Kontinent. Erfahrungen auf dem diplomatischen Parkett hat der polyglotte Kirchenjurist in seiner aktiven Zeit als Präfekt des Päpstlichen Hauses reichlich gesammelt.

Eine weitere Variante wäre eine Lehrtätigkeit als Kirchenrechtler an einer der Päpstlichen Universitäten in Rom. Zunächst aber sorgte er in mehreren Interviews zu Benedikt XVI. für Aufsehen und dadurch, dass mehrere Bücher mit seiner Mitwirkung angekündigt wurden - unter anderem "Nichts als die Wahrheit". Laut Verlagsankündigung enthüllt Gänswein darin unter anderem "die Wahrheit über die Manöver und Angriffe, die während des Pontifikats gegen den damaligen Papst in Gang gesetzt wurden".

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