Belutschistan:Dutzende Tote bei Attacke auf Polizeiakademie in Pakistan

Lesezeit: 2 min

  • Bei einem Angriff auf das Wohnheim einer Polizeiakademie in Quetta in Pakistan sind mehr als 60 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt worden.
  • Die Angreifer trugen Sprengstoffwesten.
  • Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa hat sich der IS zu dem Anschlag bekannt, allerdings gibt es in der unruhigen Region eine ganze Reihe militante Gruppierungen.

Bewaffnete Islamisten haben am Montagabend im Südwesten Pakistans eine Polizeischule angegriffen und Dutzende Menschen getötet. Die Nachrichtenagentur dpa berichtet unter Berufung auf Angaben eines Arztes des großen Zivilhospitals, wo die Leichen registriert wurden, von 61 Toten. Bei den Ermordeten handele es sich um Nachwuchskräfte, sagte Noor Haq Baloch, ein ranghoher Vertreter des Gesundheitsamts der Provinz Belutschistan. Laut der Nachrichtenagentur AP sollen aber auch Kräfte der Armee getötet worden sein, die gegen die Angreifer vorgingen.

Nach Auskunft aller Kliniken der Stadt seien insgesamt 134 Verletzte eingeliefert worden, darunter überwiegend Polizeischüler. Auch die drei Täter sind demnach tot. Zwei hatten nach Angaben des Militärs Sprengstoffwesten gezündet, einer wurde erschossen. Der Innenminister Baluchistans, Sarfraz Bugti, erklärte den stundenlangen Einsatz der Sicherheitskräfte am frühen Dienstagmorgen für beendet.

Die Attacke ereignete sich am Rande von Quetta, der Hauptstadt der Provinz. Drei Angreifer hätten sich in der Nacht zu Dienstag Zugang zu dem zur Polizeiakademie gehörenden Wohnheim verschafft, wo sich etwa 700 Polizeianwärter aufhielten, teilte der Innenminister der Provinz Belutschistan mit. Etliche Kadetten wurden nach Medienberichten als Geiseln genommen, die Täter verschanzten sich mit ihnen im Hauptgebäude. Das Militär lieferte sich einen mehrstündigen Schusswechsel mit den Angreifern. Die Polizei befreite zum Ende der Gefechte etwa 250 Geiseln.

Innenminister Bugti zufolge ist einer der Täter von Sicherheitskräften getötet worden, zwei weitere hätten ihre Sprengstoffwesten zur Detonation gebracht. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden starben viele der Polizeischüler durch die Explosionen. Die meisten Verletzten sollen Schusswunden haben.

IS behauptet, verantwortlich zu sein

Der IS veröffentlichte am Dienstag über sein Sprachrohr Amaq eine kurze Stellungnahme sowie ein Bild der Angreifer. Der Text beschreibt, wie sich die drei Attentäter mit "leichten Waffen und Handgranaten" ein Feuergefecht mit Sicherheitskräften geliefert hätten. Ein Offizier des paramilitärischen Grenzkorps machte dagegen Medienberichten zufolge einen Ableger der sunnitischen pakistanischen Extremistengruppe Lashkar-e Jangvi für das Attentat verantwortlich.

Die pakistanische Regierung betont immer wieder, dass der IS keine organisierte Präsenz im Land habe. Medien melden aber regelmäßig Razzien und die Festnahme von Schläfern oder Kämpfern der Miliz. Der IS selbst bekundet, er wolle auf pakistanischem und afghanischem Staatsgebiet eine Provinz seines "Kalifats" einrichten.

Belutschistan ist zugleich die größte, ärmste und unruhigste Provinz Pakistans. Mit einer Fläche von fast 350 000 Quadratkilometern nimmt sie nahezu die Hälfte des Landes ein. Hier leben weniger Menschen als in den anderen Provinzen des Landes - aber es sind mehr extremistische Gruppen präsent und aktiv. Separatistengruppen kämpfen zum Beispiel für die Abspaltung von Pakistan oder für mehr politische und finanzielle Autonomie der Provinz. Außerdem haben mehrere sunnitische Extremistengruppen ihre Basis hier.

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: