Belgien:Angriff mit Folgen

In Belgien attackiert ein Algerier zwei Polizistinnen mit einer Machete und fügt ihnen schwere Verletzungen zu. Er sollte mehrmals abgeschoben werden. Nun diskutiert das Land intensiv über den Umgang mit illegalen Einwanderern.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Der Machetenangriff auf zwei Polizistinnen hat in Belgien eine Debatte über den Umgang mit illegalen Einwanderern ausgelöst. Der Mann, der am Wochenende zwei Beamtinnen mit Messerstichen attackiert hatte, lebte nach Angaben der belgischen Regierung seit 2012 ohne Aufenthaltserlaubnis im Land. Bereits zwei Mal sei der 33-jährige Algerier zur Ausreise aufgefordert worden, kam dem aber nicht nach. Der für Asyl und Migration zuständige Staatssekretär Theo Francken kündigte an, er werde neue Vorschläge zu einer "verbesserten Abschiebung von illegalen Einwanderern" machen.

Francken gehört der Neu-Flämischen Allianz (N-VA) an, die in Belgien stärkste Partei und Teil der in Brüssel regierenden Koalition ist. Er sagte dem Sender Radio 1 am Montag, der Regierung sei es bislang nicht gelungen, mit Algerien ein Rückführungsabkommen zu schließen. "Es ergibt wenig Sinn, jemanden zu fangen, wenn das Land sich immer wieder weigert, ihn zurückzunehmen", sagte Francken. Für einen flämischen Nationalisten, der Einwanderern per se äußerst kritisch gegenübersteht, klang das ziemlich desillusioniert. Francken sagte, dass der Algerier den Behörden wegen krimineller Delikte bekannt gewesen sei, nicht aber wegen terroristischen Aktivitäten. Dem N-VA-Politiker zufolge waren bei dem Mann Haschisch und andere Drogen gefunden worden. Zudem wurde er bestraft, weil er seine Busfahrkarte mit seinem Bruder getauscht habe.

Bei dem Angriff vor der Polizeiwache im belgischen Charleroi, etwa 60 Kilometer südlich von Brüssel, hatte der Mann am Samstag zwei Polizistinnen mit Machetenstichen schwer verletzt. Ein anderer Polizist schoss ihn nieder, später erlag der Algerier seinen Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen "terroristischen Mordversuchs" ein. Die Attacke des Algeriers nahm die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich in Anspruch. Nach dem Attentat durchsuchten Sicherheitskräfte mehrere Häuser in Charleroi und Farciennes, wo der Algerier seit vier Jahren lebte. Einzelheiten wurden dazu jedoch nicht bekannt. Die Regierung will die Sicherheitsvorkehrungen für Polizisten verstärken.

In der Stadt Lüttich nahmen Ermittler am Sonntag einem Medienbericht zufolge einen weiteren Mann fest, der mit einer Machete auf der Straße unterwegs war. Die Sicherheitsbehörden seien am frühen Morgen verständigt worden, berichtete der Sender VRT. Der Festgenommene sei türkischer Abstammung und der Polizei bislang nicht bekannt. Die Machete habe er nicht benutzt.

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