BelarusOppositioneller Tichanowskij überraschend aus Haft entlassen

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Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und ihr Ehemann Sergej Tichanowskij, ein belarussischer Oppositionsaktivist, befinden sich nun in Vilinus.
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und ihr Ehemann Sergej Tichanowskij, ein belarussischer Oppositionsaktivist, befinden sich nun in Vilinus. (Foto: Mindaugas Kulbis/Mindaugas Kulbis/AP/dpa)

Das von Diktator Lukaschenko regierte Land entlässt 14 politische Gefangene aus der Haft, darunter Sergej Tichanowskij. Der Schritt geht auf ein Abkommen der USA mit Belarus zurück.

Der belarussische Oppositionelle Sergej Tichanowskij ist aus der Haft entlassen worden. Das teilte seine Frau, die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, auf der Plattform X mit. „Es ist schwer, die Freude in meinem Herzen zu beschreiben“, schrieb sie. Auf dem beigestellten Video ist zu sehen, wie die beiden sich umarmen. Die Bilder stammen aus der litauischen Hauptstadt Vilnius.

Außerdem kamen 13 weitere politische Gefangene frei. Der Schritt gehe auf ein Abkommen des US-Gesandten Keith Kellogg mit Belarus zurück, teilte ein Sprecher des litauischen Ministerpräsidenten mit. Tichanowskaja bedankte sich bei den USA und der EU für die Bemühungen um die Freilassungen.

Plattform X

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Ein Gericht hatte Tichanowskij 2021 zu 18 Jahren Haft verurteilt. Er hatte 2020 bei der Präsidentschaftswahl gegen den belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko kandidieren wollen. Für den Blogger übernahm schließlich seine Frau die Kandidatur. Sie wurde zur Hoffnung für die Menschen in ihrem Land, die sich nach Freiheit und Demokratie sehnten. Ohne die Wahlfälschung hätte Swetlana Tichanowskaja die umstrittene Wahl mutmaßlich gewonnen. Dann wurde sie ins Exil getrieben. Lukaschenko ließ sich zum Sieger erklären. Proteste der Opposition ließ er damals blutig niederschlagen.

Jetzt behauptete der Machthaber in Minsk laut seiner Sprecherin, die Entscheidung zur Freilassung Tichanowskijs sei „aus rein humanitären Gründen zum Zwecke der Wiedervereinigung mit seiner Familie“ getroffen worden.

Tichanowskij ist nun – wie alle anderen Freigelassenen – in Litauen. Sie seien in Sicherheit und würden angemessen versorgt, teilte Litauens Außenminister Kęstutis Budrys mit. Ein weiterer prominenter Freigelassener ist der Journalist Igor Karnej, meldete das unabhängige Internetportal Nascha Niwa. Nach litauischen Angaben haben fünf Personen die Staatsbürgerschaft von Belarus. Zudem gehe es um drei Personen aus Polen, zwei aus Litauen, zwei aus Japan, eine aus Estland und eine aus Schweden.

Wadephul: „Fantastisch gute Nachricht“

Der deutsche Außenminister Johann Wadephul nannte die Freilassung von Tichanowskij auf X eine „fantastisch gute Nachricht“. Zugleich würden die vielen anderen Gefangenen in Belarus nicht vergessen. „Lukaschenko muss sie endlich freilassen“, schrieb der CDU-Politiker. Auch der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson meldete sich auf X. Unter den Freigelassenen sei auch eine schwedische Staatsbürgerin, Galina Krasnjanskaja.

Lukaschenko hat in den vergangenen Monaten schon mehrfach Regimegegner aus dem Gefängnis entlassen. Zuletzt ließ er Anfang Mai einen Oppositionellen frei, der auch einen US-Pass besaß – ebenfalls auf Drängen Washingtons. Nach Angaben Tichanowskajas gibt es aber nach wie vor 1150 Polithäftlinge. Die bekannteste politische Gefangene ist Maria Kolesnikowa, die ebenfalls eine wichtige Rolle bei den Protesten 2020 spielte.

Bei den Gesprächen zwischen Kellogg und Lukaschenko ging es um eine Lösung für Russlands Krieg in der Ukraine, aber auch um die Beziehungen zwischen den USA und Belarus. Kellogg ist der ranghöchste US-Politiker, der Belarus seit Jahren besuchte.

© SZ/dpa/Reuters/dta - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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