Ihren Mann hat Swetlana Tichanowskaja immer dabei. Vor zwei Jahren lag sein Porträtfoto noch etwas versteckt in der Innenseite ihrer Mappe, jetzt füllt es die ganze Coverseite. Sergej Tichanowskij in Schwarz-Weiß, freundliche Augen, kurzes Haar, gestutzter Vollbart. Vor mehr als vier Jahren ließ Diktator Alexander Lukaschenko den belarussischen Blogger vor der Präsidentenwahl verhaften. Tichanowskij wollte gegen Lukaschenko antreten. Dann sprang seine Frau Swetlana ein, die ohne die Wahlfälschung mutmaßlich gewonnen hätte. Dann wurde sie ins Exil getrieben. Die Oppositionsführerin, vor zwei Jahren mit dem Karlspreis ausgezeichnet, erscheint in Berlin im schwarzen Nadelstreifenkleid, am Handgelenk das weiß-rot-weiße Oppositionsbändchen. Die 42-Jährige kämpft in schwerer Zeit gegen das Vergessen.
Belarus:„Die Menschen sterben dort langsam“
Lesezeit: 5 Min.
Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat seit anderthalb Jahren nichts mehr von ihrem inhaftierten Mann gehört. Im Interview spricht sie über menschenverachtende Bedingungen in den Gefängnissen und fordert, dass es im Fall von Ukraine-Verhandlungen auch um ihr Land gehen müsse.
Von Frank Nienhuysen, Berlin
Belarus:Lukaschenkos Plan P
Hunderttausende Menschen sind aus Belarus geflüchtet, auch nach Deutschland. Der Diktator will sie nun für jeden Behördenakt in ihr Land zwingen. Dabei spielen Pässe eine große Rolle. Doch eine Rückkehr ist riskant.
Lesen Sie mehr zum Thema