Belarus:Acht Jahre Haft für belarussischen Blogger Protassewitsch

Belarus: Die Polizei nimmt Roman Protassewitsch in Minsk fest, nachdem die Behörden sein Flugzeug abgefangen hatten.

Die Polizei nimmt Roman Protassewitsch in Minsk fest, nachdem die Behörden sein Flugzeug abgefangen hatten.

(Foto: Sergei Grits/AP)

Vor zwei Jahren zwang Belarus ein Flugzeug zur Landung, um den Blogger in seine Gewalt zu bringen. Roman Protassewitsch hatte aus Polen über Proteste gegen Machthaber Lukaschenko berichtet.

Ein Gericht in Belarus hat den Blogger Roman Protassewitsch, der nach der erzwungenen Landung eines Flugzeugs in Belarus im Mai 2021 festgenommen worden war, zu acht Jahren Straflager verurteilt. Um den Blogger festzunehmen, hatte Machthaber Alexander Lukaschenko vor zwei Jahren ein Flugzeug zur Landung in Belarus genötigt. International galt der Blogger als politischer Gefangener.

Protassewitsch hatte in Belarus als freier Journalist gearbeitet und war schon 2019 aus dem Land geflohen. Aus Polen hatte er dann über Massenproteste gegen Alexander Lukaschenko berichtet, unter anderem als Chefredakteur für den Telegram-Kanal Nexta. Im November 2020 hatten ihn die Behörden in Belarus als Terroristen eingestuft.

Im Mai 2021 hatte er sich gemeinsam mit seiner Freundin in einem Flugzeug von Athen nach Vilnius befunden. Die belarussischen Behörden hatten den Ryanair-Flug dann nach Minsk umgeleitet und ihn am Flughafen festgenommen. Belarus hatte damals erklärt, das Flugzeug nach einem anonymen Hinweis auf eine Bombe an Bord zur Landung gezwungen zu haben. Diese Bombendrohung hatte sich später als falsch herausgestellt. Auch die Freundin des belarussischen Bloggers, die Russin Sofia Sapega, war damals verhaftet worden. Ein Gericht hat sie bereits im vergangen Jahr zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Zweifel am öffentlichen Geständnis des Bloggers

Protassewitschs Verhaftung hatte international für Aufsehen gesorgt. Viele Regierungen hatten Lukaschenko damals kritisiert. Die EU und die USA hatten Sanktionen verhängt. Außerdem hatten die USA vier belarussische Regierungsvertreter wegen Luftpiraterie angeklagt. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko, ein enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin, ist spätestens seit der Niederschlagung von regierungskritischen Protesten im Sommer 2020 bekannt dafür, mit äußerster Härte gegen die Opposition in seinem Land vorzugehen.

Nach seiner Festnahme war Protassewitsch mehrmals im belarussischen Staatsfernsehen aufgetreten. Dort hatte er sich stehts von seinen oppositionellen Tätigkeiten distanziert. Angehörige, zum Beispiel seine Eltern, gehen davon aus, dass diese Aussagen durch Folter erzwungen worden waren.

Die erste Videobotschaft des Bloggers gab es schon wenige Tage nach seiner Festnahme. Der damals 26-Jährige meldete sich in einem gut 30 Sekunden langen Video aus dem Untersuchungsgefängnis und gestand, Massenproteste in Minsk organisiert zu haben. Einen Monat später übertrug das belarussische Staatsfernsehen ein langes Interview mit dem inhaftierten Journalisten. Er erklärte, dass es ihm im Gefängnis gutgehe. Erneut gab Protassewitsch unter Tränen zu, Proteste gegen Alexander Lukaschenko organisiert zu haben. Darauf stehen in Belarus bis zu 15 Jahre Gefängnis.

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