Reaktionen auf Explosion:Israel bietet Libanon seine Hilfe an

Lesezeit: 2 Min.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Foto: dpa)

Offiziell befinden sich die beiden Länder im Kriegszustand. Spekulationen über eine mögliche Verantwortung für die Explosion weist Israels Außenminister zurück. Auch Deutschland will helfen.

Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut, bei der mindestens 100 Menschen getötet und mehr als 3700 weitere verletzt worden sind, hat neben zahlreichen anderen Ländern auch Israel seine Hilfe angeboten.

Offiziell befindet sich Israel mit Libanon im Kriegszustand. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies dennoch den Leiter des Nationalen Sicherheitsrats, Meir Ben-Shabbat, an, mit dem UN-Sonderkoordinator für den Nahen Osten, Nikolaj Mladenow, eine israelische Hilfe für Libanon zu beraten. Präsident Reuven Rivlin sprach dem libanesischen Volk auf Twitter sein Mitgefühl aus und bot ebenfalls israelische Hilfe "in dieser schwierigen Zeit" an.

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In der Hauptstadt Libanons sollen noch Menschen unter den Trümmern begraben liegen. Premier Diab gibt eine mögliche Ursache bekannt: Im Hafenviertel lagerten demnach Tonnen des hochexplosiven Stoffs Ammoniumnitrat - völlig ungesichert.

Von Moritz Baumstieger und Paul-Anton Krüger

Einige Anwohner berichteten, kurz vor der Explosion Flugzeuge gehört zu haben, was die Gerüchte über einen mutmaßlichen Angriff Israels als Ursache für die Detonation befeuerte. Zudem kam es zuletzt an der Südgrenze des Landes zu wachsenden Spannungen zwischen der militanten Hisbollah-Miliz und Israel. Dass israelische Militärflugzeuge Beirut überfliegen, ist allerdings nicht ungewöhnlich. Ein Sprecher der israelischen Regierung sagte, Israel "hat nichts zu tun" mit der Explosion. Israels Außenminister Gabi Aschkenasi äußerte sich ähnlich.

Am späten Dienstagnachmittag war in einer Lagerhalle in Beirut ein Feuer ausgebrochen. In der Halle wurden nach Angaben des libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab seit sechs Jahren 2750 Tonnen hochexplosives Ammoniumnitrat ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert. Die anschließenden Explosionen und die damit verbundenen Druckwellen zerstörten weite Teile des Hafens und richteten große Schäden an Gebäuden in weitem Umkreis an.

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US-Präsident Donald Trump sprach von einem möglichen Anschlag. Seine Generäle gingen angesichts der Art der Detonation davon aus, dass es sich um eine Art Bombe gehandelt haben müsse, sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) im Weißen Haus. Die Explosion deute nicht auf einen Unfall hin. Die USA "stehen bereit, Libanon zu helfen", sagte Trump. Von offizieller libanesischer Seite gab es am Dienstag zunächst keine Aussagen zu einem möglichen Anschlag oder politischen Hintergrund der Explosion.

Mitarbeiter der deutschen Botschaft verletzt

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich erschüttert über die verheerende Explosion. "Unsere Gedanken sind bei denen, die Angehörige verloren haben. Den Verletzten wünschen wir eine schnelle Genesung", zitierte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer die Kanzlerin bei Twitter. "Wir werden dem Libanon unsere Unterstützung anbieten." Das Auswärtige Amt schrieb bei Twitter, auch Mitarbeiter der Botschaft in Beirut seien unter den Verletzten. Deutschland stehe Libanon "in dieser schweren Stunde" zur Seite. Derzeit werde geprüft, welche Hilfe Deutschland "unverzüglich" anbieten könne.

UN-Generalsekretär António Guterres ließ über einen Sprecher den Familien der Opfer, aber auch dem libanesischen Volk und der Regierung sein "tiefstes Beileid" ausrichten. Guterres wünsche den Verletzten eine schnelle Genesung, darunter seien auch einige Mitarbeiter der UN, die in dem Land arbeiten. "Die Vereinten Nationen verpflichten sich weiterhin, Libanon in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen und helfen aktiv bei der Aufarbeitung dieses Vorfalls", hieß es weiter.

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