Süddeutsche Zeitung

Begnadigter Unternehmer:Chodorkowskij beantragt Visum für die Schweiz

Der aus dem Gefängnis entlassene Kreml-Kritiker Michail Chodorkowskij hat ein dreimonatiges Visum für die Schweiz beantragt. Das bestätigte das Außenministerium in Bern.

Der freigelassene Kreml-Kritiker Michail Chodorkowskij hat ein Visum für die Schweiz beantragt. Wie das Schweizer Außenministerium in Bern mitteilte, beantragte der 50-Jährige das Drei-Monats-Visum am Dienstag bei der Schweizer Botschaft in Berlin.

Die Botschaft prüfe den Antrag und stehe im Kontakt mit der zuständigen Einwanderungsbehörde in Bern, teilte das Außenministerium weiter mit. Das Verfahren werde vertraulich behandelt; es werde erst über den Fall weiter informiert, wenn die Entscheidung über den Antrag gefallen sei.

Chodorkowskij will Anfang des neuen Jahres in die Schweiz reisen, wo seine beiden Söhne zur Schule gehen. Das sagte ein Sprecher. "Es ist aber noch keine Entscheidung getroffen worden für irgendwelche langfristigen Pläne", fügte er hinzu.

Inhaber eines so genannten Schengen-Visums können sich in den Staaten des Abkommens bis zu 90 Tage pro Halbjahr aufhalten. Die Schweiz gehört zu den 26 Staaten des Schengener Abkommens.

Lob für Pussy-Riot-Freilassung

In einer Mitteilung auf seiner Internetseite lobte Chodorkowskij die vorzeitige Haftentlassung der zwei Pussy-Riot-Musikerinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina. "Die Freilassung von politischen Gefangenen macht die Machthaber wenigstens ein bisschen humaner", schrieb er. "Ich weiß, dass die vergangenen Monate für Sie eine echte Hölle waren", hieß er in der Mitteilung.

Heute soll der ehemalige Öl-Milliardär erstmals seit seiner Haftentlassung mit seiner ganzen Familie zusammenkommen. Seine Frau Inna und die drei Kinder der beiden würden im Laufe des Tages in Berlin erwartet, sagte ein Sprecher Chodorkowskijs. Der Sohn aus erster Ehe, Pawel, ist bereits in der Hauptstadt.

Der jahrelang inhaftierte Chodorkowskij war vergangene Woche von Staatschef Wladimir Putin begnadigt worden und am Freitag nach Berlin ausgereist.

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