Vor 70 Jahren befreiten US-Truppen das Konzentrationslager Dachau. Hunderttausende Menschen waren dort während der Zeit des Nationalsozialismus inhaftiert. Sie waren der Willkür der Wachmannschaften ausgeliefert, wurden schikaniert, misshandelt und gefoltert. Zehntausende überlebten die Lagerhaft nicht. Als die US-Truppen am 29. April 1945 das Lager erreichten, war die Erleichterung der Überlebenden groß. Der Häftling Nico Rost, niederländischer Journalist und Schriftsteller, hielt diesen Moment in seinem Tagebuch fest: "In einem einzigen, brüllenden, jubelnden, langanhaltenden Schrei entlud sich die aufgespeicherte Spannung der letzten Stunden, und Tausende stürzten auf die Amerikaner zu: lachend, weinend, rufend."
Ähnliches berichtete Häftling Edgar Kupfer-Koberwitz, der ebenfalls unter Lebensgefahr seine "Dachauer Tagebücher" schrieb: "Alle geraten in Bewegung, Kranke verlassen die Betten (...). Wir küssen uns wie Brüder und beglückwünschen uns. Viele haben Tränen in den Augen. Wir drücken uns die Hände: Frei, frei!"
Mehr als 30 000 Gefangene waren an diesem Tag noch im Lager. Auf dem Foto verteilt ein US-Soldat Zigaretten an befreite Häftlinge. Einige geflohene KZ-Insassen, die am Tag zuvor versucht hatten, zusammen mit Dachauer Bürgern und Angehörigen des Volkssturms die NS-Herrschaft in dem Städtchen zu beenden, erlebten die Befreiung hingegen nicht mehr - sie kamen in Kämpfen mit der Waffen-SS ums Leben oder wurden hingerichtet.
Bei ihrem Vormarsch auf das Konzentrationslager wurde den US-Soldaten nur wenig Widerstand entgegengesetzt. Ein Großteil der SS-Mannschaften hatte das Lager bereits verlassen, meist fluchtartig. Und der deutsche Generalmajor Max Ulich hatte seine 212. Volksgrenadierdivision zuvor abgezogen - er wollte unnötige Verluste vermeiden. Trotzdem erschossen US-Soldaten, geschockt von den unglaublichen Gräueltaten der Nazis, mit denen die Befreier sich konfrontiert sehen, etwa 40 SS-Männer, die sich bereits ergeben hatten.
Schon als die US-Truppen sich dem Lager näherten, schlug ihnen ein unglaublicher Gestank entgegen. Die GIs entdeckten einen Zug voll verwesender Leichen. "Menschliche Körper, kreuz und quer übereinander, verhungert, verdurstet, erschossen", beschreibt ein US-Soldat, was er sah.
Der Zug, den die US-Soldaten entdeckten, sollte später als sogenannter Todeszug von Buchenwald in die Geschichte eingehen. Er war inmitten der chaotisch ablaufenden KZ-Evakuierungen in der Endphase des NS-Regimes mit Tausenden Häftlingen in Buchenwald bei Weimar losgefahren - und, statt wie angeblich geplant 24 Stunden, insgesamt 21 Tage unterwegs.
Hunderte KZ-Häftlinge wurden bei einem Zwischenstopp auf der Fahrt erschossen, Hunderte verhungerten und verdursteten auf der Irrfahrt, die erst in Dachau endete. Der Todeszug aus Buchenwald wurde wohl auch deshalb so bekannt, weil die Amerikaner ihn fotografierten - doch ein Einzelfall war er nicht.
Auch im Lager selbst bot sich den US-Truppen ein grauenvolles Bild: In der Totenkammer, im Krankenbereich, im Krematorium - überall häuften sich Leichen.
Auch unter freiem Himmel lagen die nackten Körper geschundener Menschen. Die Häftlinge waren Krankheiten oder Hunger erlegen, sie hatten sich zu Tode arbeiten müssen oder waren willkürlichen Exekutionen durch die SS-Wachmannschaften zum Opfer gefallen. 32 000 Menschen starben nachweisbar im Konzentrationslager Dachau, doch es dürften weitaus mehr gewesen sein (mehr dazu auf der Seite der KZ-Gedenkstätte). Das Foto zeigt US-Journalisten, die sich zu einem späteren Zeitpunkt ein Bild von den Zuständen im Lager machten. Etwa 200 Leichen ermorderter Häftlinge liegen aufgereiht am Boden
In der Endphase fielen dem NS-Terror so viele KZ-Insassen zum Opfer, dass die Kapazität der Verbrennungsöfen nicht mehr ausreichte, um alle Leichen zu verbrennen. Auf diesem Foto demonstrieren ehemalige Häftlinge den US-Amerikanern, welche Arbeit sie im Krematorium leisten mussten.
Doch auch der Anblick der Überlebenden war erbarmungswürdig. Die GIs fanden mehr als 30 000 Menschen in dem völlig überfüllten Lager vor, das ursprünglich für 6000 Häftlinge gebaut war. Die Häftlinge waren ausgemergelt und entkräftet, viele von Krankheiten gezeichnet. Im Lager grassierten Typhus und Fleckfieber.
Auch in Dachau stießen die Befreier auf Gaskammern. Ob in dem Konzentrationslager tatsächlich Menschen auf diese Weise ermordet wurden, darüber gibt es nach Auskunft der Gedenkstätte Dachau widersprüchliche Berichte.
Bereits im März 1933 eingerichtet, war das KZ Dachau (hier von außen zu sehen) das erste große Lager, das bis 1945 existierte. Unter der Führung von Theodor Eicke mutierte es zum Modell-Lager und zur Ausbildungsstätte für die Wachmannschaften, zur "Mörderschule der SS". Insgesamt waren hier mehr als 200 000 Menschen inhaftiert.
In der Anfangszeit des NS-Regimes wurden vor allem politische Gegner ins KZ gebracht: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter. Mit den Jahren wurden immer mehr Menschen aus anderen Gruppen nach Dachau verschleppt: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle. Im Verlauf des Kriegs kamen dann auch Gefangene aus anderen Ländern hinzu - wie diese belgischen Häftlinge, die sich 1945 mit ihren Befreiern fotografieren ließen.