Süddeutsche Zeitung

Präsidentschaftswahl:Trump Jr. tauschte sich im Wahlkampf mit Wikileaks aus

  • Während des US-Wahlkampfs hat der älteste Trump-Sohn sich mit der Enthüllungsplattform Wikileaks ausgetauscht.
  • Es ging dabei unter anderem um geleakte E-Mails des Kampagnenteams der Demokratin Hillary Clinton.
  • Trump Jr. veröffentlichte inzwischen einen Verlauf der Konversation.

Während des US-Wahlkampfs im vergangenen Jahr hat der älteste Sohn von Präsident Donald Trump mit der Enthüllungsplattform Wikileaks in Kontakt gestanden. Donald Trump Jr. habe mit dem Twitter-Account der Plattform Direktnachrichten ausgetauscht, berichtete die Zeitschrift The Atlantic am Montag. Nach dem Bericht veröffentlichte der Präsidentensohn Screenshots des Gesprächsverlaufs auf Twitter und bestätigte damit den Kontakt.

Aus den von Trump Jr. veröffentlichten Nachrichten geht hervor, dass Wikileaks den Kontakt zu ihm suchte. Von ihm selbst finden sich unter den mehrfachen Anfragen drei Antworten. Die Plattform schickte ihm zunächst eine Frage zu einem politischen Aktionskomitee. Trump Jr. antwortete, er wisse nicht, wer das sei, wolle sich aber umhören. In der nächsten Nachricht bat Wikileaks ihn, einen Bericht über Clinton öffentlich zu kommentieren. Wikileaks hatte während des Präsidentschaftswahlkampfs gehackte E-Mails aus dem demokratischen Lager um Hillary Clinton veröffentlicht. Das schadete Clinton sehr.

Trump Jr. entgegnete, er habe den Bericht bereits kommentiert. Dann fügte er hinzu: "Es ist erstaunlich, womit sie durchkommt."

In der dritten Nachricht fragte er Wikileaks, was hinter einer Enthüllung stecke, von der er gelesen habe. Die Plattform bat ihn weiter darum, einen Link zu verbreiten. Dies tat er zwei Tage später. Von diesem Punkt an finden sich keine weiteren Antworten des 39-Jährigen unter den veröffentlichten Nachrichten.

Es folgen nur noch Mitteilungen von Wikileaks, auf die Trump Jr. den Protokollen zufolge nicht mehr antwortete. So schlug ihm der Nutzer des Twitterkontos im Oktober 2016 vor, der Plattform die Steuererklärung seines Vaters zu geben, damit diese sie dann enthüllen könne. Wikileaks argumentierte gegenüber Trump Jr., die Veröffentlichung der Steuerunterlagen könne von seinem Vater ablenken und Hillary Clintons Probleme in den Fokus der Öffentlichkeit rücken lassem. Zudem versprach sich die Enthüllungsplattform davon einen Gewinn an eigener Glaubwürdigkeit: Wenn sie Trumps Steuererklärungen veröffentlichte, "dann würde das unser Image der Unparteilichkeit dramatisch verbessern", hieß es in einer Nachricht von Wikileaks.

Wikileaks empfahl Trump, dass er sich im Falle einer Niederlage am Wahltag nicht geschlagen geben dürfe, sondern das Ergebnis anfechten müsse.

Dem Atlantic-Bericht zufolge soll Wikileaks Trump Jr. zudem um einen sehr dreisten Gefallen gebeten haben: "Es wäre wirklich einfach und hilfreich, wenn dein Vater Australien vorschlagen würde, Assange (der Wikileaks-Gründer Julian Assage, Anm. d. Red.) als Botschafter für Washington D.C. zu bestellen."

Der demokratische Kongressabgeordnete Adam Schiff sagte, der Bericht zeige erneut, wie bereit Trumps Wahlkampfteam gewesen sei, ausländische Hilfe zu akzeptieren. US-Geheimdienste beschuldigen die russische Regierung, die E-Mail-Konten von Clinton und ihrem Team gehackt und Wikileaks zugespielt zu haben. Der demokratische Senator Richard Blumenthal forderte, Trump Jr. zu einer Aussage im Justizausschuss des Senats zu zwingen.

In den USA untersuchen Kongressausschüsse sowie Polizeibehörden Vorwürfe, nach denen Russland sich in die Präsidentenwahl eingemischt haben soll. Konkret geht es auch um mögliche Verbindungen zwischen Moskau und Trumps Umfeld.

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