Süddeutsche Zeitung

Bayern:Dieter Reiter bleibt OB in München

Der SPD-Rathauschef kann aller Voraussicht nach die bayrische Landeshauptstadt weiterregieren, in Nürnberg dagegen gewinnt die CSU. Ebenso in Augsburg.

Von René Hofmann

Dieter Reiter (SPD) wird aller Voraussicht nach auch in den kommenden sechs Jahren Münchens Oberbürgermeister sein. Ohne das offizielle Endergebnis der Stichwahl abzuwarten, gratulierte CSU-Herausforderin Kristina Frank am Sonntagabend dem Amtsinhaber. Als die Auszählung um 22.00 Uhr unterbrochen wurde, lag Reiter in 636 von 1001 Stimmbezirken mit 71,4 Prozent sehr deutlich vor Frank. Das offizielle Endergebnis soll den Angaben der Wahlleitung zufolge erst am Montag vorliegen. "Ich bin überwältigt von dem großen Vertrauen. Das gibt viel Rückenwind für die nächste Amtsperiode", sagte Reiter in einer ersten Stellungnahme zum Auszählungsstand am Abend. Es war eine besondere Wahl. Aufgrund der Corona-Krise waren alle rund 750 Stichentscheidungen in Bayern über die Posten der Landräte, ersten Bürgermeister und Oberbürgermeister am Sonntag als reine Briefwahl abgehalten worden. Dabei gab es einige bemerkenswerte Ergebnisse. Unter anderem war dies in Nürnberg und in Ingolstadt der Fall, wo es denkwürdige Machtwechsel gab: Die SPD verlor in ihrer bisherigen Hochburg Nürnberg den Oberbürgermeister-Posten an die CSU. Quasi im Gegenzug nahm die SPD der CSU den OB-Posten in Ingolstadt ab.

In Augsburg setzte sich Eva Weber (CSU) durch. Nürnberg, die Heimatstadt des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), war in den vergangenen 18 Jahren von dem SPD-Politiker Ulrich Maly regiert worden, der zum Teil mit Ergebnissen jenseits der 60-Prozent-Marke gewählt wurde. Mit Malys freiwilligem Rückzug endete diese Erfolgsserie für die SPD, Thorsten Brehm kam in der Stichwahl lediglich auf 47,8 Prozent. Noch vor dem Ende der Auszählung räumte er seine Niederlage ein und gratulierte Marcus König von der CSU. In der Nachkriegszeit ist es erst das zweite Mal, dass die Partei das Stadtoberhaupt stellt. "Nürnberg tut ungeheuer weh", kommentierte Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch, "Nürnberg war immer eine Zentrale der Sozialdemokratie in Bayern."

In Ingolstadt durfte sich die SPD dagegen freuen. Dort kam ihr Kandidat Christian Scharpf auf 59,3 Prozent der Stimmen und gewann damit gegen den Amtsinhaber Christian Lösel (CSU/40,7 Prozent). Die SPD konnte damit nach fast einem halben Jahrhundert wieder den Chefsessel im Rathaus erobern. Der letzte SPD-Mann auf dem OB-Posten war Otto Stinglwagner, der 1972 aus dem Amt schied.

Allerdings war der Wahlkampf in Ingolstadt überschattet gewesen von einem Korruptionsskandal um den früheren CSU-OB Alfred Lehmann. Dieser war vor wenigen Monaten zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er Immobilien zu Vorzugspreisen erhalten hatte. Lösel war einst Referent bei Lehmann. Vor sechs Jahren hatte er direkt im ersten Wahlgang gewonnen.

In Bayerns drittgrößter Stadt, Augsburg, wird es erstmals eine Oberbürgermeisterin geben: die CSU-Kandidatin Eva Weber kam auf 62,3 Prozent der Stimmen, SPD-Bewerber Dirk Wurm erreichte 37,7 Prozent. "Seit 2035 Jahren das erste Mal eine Frau an der Spitze, ja das bedeutet für mich schon etwas", sagte Weber.

In München zeichnete sich eine höhere Beteiligung ab als im ersten Wahlgang am 15. März, als sie bei 49 Prozent gelegen hatte. In Augsburg lag die Beteiligung am Sonntag bei 48,2 Prozent, in Nürnberg bei 51,6 Prozent.

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SZ vom 30.03.2020
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