Bauarbeiter:Nicht schlecht, Herr Specht

Was der IG Bau bei der Schlichtung wichtig war - dass die Beschäftigten ihr Plus auf einen Schlag bekommen.

Von Detlef Esslinger

In manchen Branchen gibt es für die Beschäftigten Regelungen, die aus Sicht von Außenstehenden sehr seltsam anmuten. Bei Krankenhausärzten ist es der Umstand, dass ihnen bis zu 24 Stunden ununterbrochener Dienst zugemutet werden kann. So lange muss niemand am Bau die Kelle halten, die Zumutung ist dort eine andere: Egal wie kurz oder lang die Fahrt zur Baustelle ist, sie wird den Arbeitern nicht als Arbeitszeit bezahlt.

An dieser seltsamen Sitte wird sich auch in Zukunft nichts ändern; letztlich war der IG Bau in dem mühseligen Schlichtungsverfahren mit den Arbeitgebern anderes wichtiger: dass die Lohnerhöhung besonders kräftig ist. Die IG Bau gehört sonst nicht zu den Trendsettern der Tarifpolitik, diesmal ist ihr aber etwas Besonderes gelungen: Zwar hat sie - wie neulich Verdi und die IG Metall - akzeptieren müssen, dass der Tarifvertrag länger als zwei Jahre läuft; grundsätzlich ist es Gewerkschaften lieber, wenn sie jährlich ihre Mitglieder mobilisieren dürfen. Aber die IG Bau hat durchgesetzt, dass die 800 000 Beschäftigten ihr Plus auf einen Schlag bekommen und nicht in zwei Stufen. Dadurch bekommen die Bauarbeiter mehr zusätzliches Geld als Arbeitnehmer in anderen Branchen.

5,7 Prozent mehr Geld, ab sofort, das ist was. Warum da noch groß um Fahrtzeiten feilschen?

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