Barack Obama wird 50:Wenn das makellose Image zum Makel wird

Ein globales Ausstellungsstück wird 50: Barack Obama dürfte sich an seinem Geburtstag eher den Kopf über seine schwindende Macht zerbrechen, als zu feiern. Problematisch für den US-Präsidenten ist vor allem, dass er zwar gerade wegen seiner Sanftheit gewählt wurde - nun aber ein anderer Typus nötig wäre.

Stefan Kornelius

Goethe schrieb 20 Jahre, ehe er mit seinem Text zu dem epochalen Thema abgeschlossen hatte. Erst 1827 legte er letzte Hand an Der Mann von fünfzig Jahren - und war danach auch schon fast tot. Der Psychoanalytiker C. G. Jung prägte den Begriff vom "Mittag des Lebens", wenn er über die Psyche des Mannes in der kritischen Phase referierte. Und Hermann Hesse reimte schlicht: "Von der Wiege bis zur Bahre / sind es 50 Jahre, / dann beginnt der Tod."

Von Barack Obama ist nicht bekannt, dass er von mitteleuropäischen Männerdepressionen geplagt wird. Düstere Phantasien dürften ihn höchstens in Gedanken an den Kongress befallen.

Wenn der US-Präsident also an diesem Donnerstag seinen 50. Geburtstag feiert, dann muss man schon den großen Scheinwerfer anstellen, um einen speziellen Einblick in den Seelenhaushalt des Mannes zu bekommen, der seine besten Jahre als angeblich mächtigster Vertreter seiner Gattung und als globales Ausstellungsstück verbringt.

Obama hat ja gerade dieser Tage viel Gelegenheit, über seine verbliebene Macht nachzudenken. Da wird ihn die Information nicht freuen, dass sein Testosteron-Pegel statistisch betrachtet schon seit ungefähr fünf Jahren um rund drei Nanomol je Liter abnimmt und sich von nun an, wenn die 50 erst mal überschritten sind, in beschleunigendem Sinkflug befindet.

Kein Wunder, dass sich der US-Präsident mit einer ausschweifenden Party abzulenken versucht. Das wird ihm aber auch nur schmerzlich vor Augen führen, dass der ultimative Geburtstags-Gig für einen amerikanischen Präsidenten von einer dahinschmelzenden Marilyn Monroe zu John F. Kennedys Jubelfest abgeliefert wurde. Der wurde damals allerdings erst 45.

Altern im Privaten

"The big five-o" - mehr Emotionalität erlaubt das Weiße Haus offiziell nicht. Obama ist allemal kein Clinton, der (übrigens auch Sternzeichen Löwe) zu seinem 50. die Nation und eine junge Frau mit einem Pizza-Karton an seinem Seelenleben teilhaben ließ. Ein für die Altersgruppe offenbar kein untypisches Verhalten.

Der amtierende Präsident lässt die Öffentlichkeit hingegen kaum zuschauen bei seinem Alterungsprozess. Er ist grauer geworden in den wenigen Jahren im Amt, dennoch hat er sich seine Jugendlichkeit bewahrt und strahlt eine gewisse Alterslosigkeit aus.

Problematisch ist, dass Obama zwar gerade wegen seiner Sanftheit und seiner glatten, versöhnlerischen Art gewählt wurde; dass nun aber ein anderer Typus nötig wäre für die zweite Amtszeit: ein kantiger Obama, gegerbt vom Alter und den politischen Schlachten. Jetzt schadet es Obama, dass sein makelloses und strahlendes Image so undurchdringlich wirkt. Eigentlich will man den wütenden Präsidenten sehen, den Silberfuchs, den narbengezeichneten Helden nach der Schlacht.

Psychologen sagen, dass Männer mit 50 von ihrer Gefühlswelt so überwältigt werden, wie nie zuvor. Lebenssehnsucht und Altersangst ergäben eine kraftvolle Mischung. Es wäre verwunderlich, wenn die Berater im Weißen Haus dieses Potential nicht nutzten. Sonst wechselt Obama mit nur 51 Jahren und nach nur einer Amtszeit in die Rolle des jüngsten Ex-Präsidenten über.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: