Barack Obama trifft Dalai Lama:Heimlicher Empfang im Hinterzimmer

Um China nicht zu verärgern, werden Treffen mit dem Dalai Lama oft heruntergespielt. Peking protestiert trotzdem jedes Mal - und zieht mitunter Konsequenzen. In Bildern.

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Barack Obama, Dalai Lama

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Barack Obama ist nicht das erste Staatsoberhaupt, das den Dalai Lama empfängt. In den vergangenen Jahren haben sich immer wieder Regierungschefs und Präsidenten mit dem religiösen Oberhaupt der Tibeter getroffen.

Heftige Kritik aus China führt jedoch oft dazu, dass dem Dalai Lama kein Staatsempfang bereitet wird und Treffen heruntergespielt oder totgeschwiegen werden. Der Vatikan verheimlichte eine Privataudienz beim Papst, Nicolas Sarkozy schickte seine Frau vor und Bundeskanzlerin Angela Merkel löste durch ein offizielles Treffen eine Krise der deutsch-chinesischen Beziehungen aus. Ein Überblick in Bildern.

Foto: AFP

Nancy Pelosi, USA, Dalai Lama

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Im Oktober vergangenen Jahres war der Dalai Lama schon einmal zu Besuch in Washington. Auf ein Treffen mit Präsident Obama hoffte das tibetische Oberhaupt damals jedoch vergeblich. Grund war Obamas bevorstehende erste Chinareise und ein Treffen mit Staatschef Hu Jintao. Vor diesem offiziellen Staatsbesuch nach seiner Amtseinführung wollte Obama die chinesische Regierung nicht provozieren.

Diese übt stets heftige Kritik an Treffen zwischen westlichen Staatsoberhäuptern und dem Dalai Lama. Den persönlichen Einsatz des religiösen Oberhaupts für die Autonomie Tibets sieht Peking als Gefährung der Ein-China-Politik; den Empfang des Dalai Lama von westlichen Staatsoberhäuptern als Provokation. Aus diesem Grund empfing 2009 nicht US-Präsident Obama den Dalai Lama, sondern Nancy Pelosi, die demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses.

Republikaner warfen Obama daraufhin vor, sich zu wenig für die Menschenrechte in China einzusetzen und sich der chinesischen Meinung zu sehr zu beugen. Der Dalai Lama selbst zeigte Verständnis.

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Carla Bruni, Dalai Lama, Sarkozy

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Auch in Frankreich wurde der Dalai Lama bei seinem Besuch im August 2008 nicht von Präsident Nicolas Sarkozy emfpangen, sondern von dessen Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy.

Die Première Dame freute sich über das Treffen und den weißen Glücksschal, der ihr vom Dalai Lama persönlich umgehängt wurde und bewieß erneut ihr Talent, bei offiziellen Besuchen zu glänzen.

Doch Brunis charmanten Empfang des Dalai Lama überschattete heftige Kritik an ihrem Ehemann. Der Besuch des Friedensnobelpreisträgers während der Olympischen Spiele wurde schon im Voraus als heikle Probe für Sarkozy gesehen. China drohte Frankreich damit, gewisse Vertragsabschlüsse zu überdenken, sollte der französische Präsident den "Sezessionisten" in Paris empfangen. Der frühere Premierminister Jean-Pierre Raffarin zeigte sich entrüstet und brachte ein Acht-Milliarden-Euro-Atomgeschäft zwischen Frankreich und China in Zusammenhang mit dem Kniefall des Präsidenten.

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Gordon Brown, Dalai Lama

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Der britische Premierminister Gordon Brown musste sich ebenfalls der Kritik der heimischen Medien stellen, weil er den Dalai Lama nicht in seinem Amtssitz, der Downing Street, empfing. Stattdessen erfolgte ein betont unoffizielles Treffen im Palast des Erzbischofs von Canterburry.

Während seines elftägigen Londonaufenthalts im Mai 2008 wurde dem Dalai Lama die Ehrendoktorwürde der London Metropolitan University verliehen. Sein Besuch des britischen Parlaments und eine Rede vor dem Auswärtigen Ausschuss verärgerten die chinesische Führung.

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George Bush, Dalai Lama

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Diese hatte bereits wenige Monate vor dem Treffen mit der britischen Führungsspitze heftig über ein Treffen zwischen dem spirituellen Führer und dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush geklagt. Bush empfing den Dalai Lama im Oktober 2007 zu einem halbstündigen privaten Gespräch. Besonders heikel: Auch bei einer Ehrung des Exil-Tibeters für dessen Engagement für Frieden und Menschenrechte war Bush anwesend.

Der chinesische Außenminister Yang Jiechi tobte. Eine derartige Ehrung des tibetischen Oberhaupts verletze internationale Gepflogenheiten und die Gefühle des chinesischen Volkes. Die US-Regierung reagierte entspannt und zeigte sich zuversichtlich, dass sich die "wirklich guten Beziehungen" zu Peking durch das Treffen nicht verschlechtern würden. Bush hatte das tibetische Oberhaupt 2007 bereits das dritte Mal im Weißen Haus empfangen.

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Angela Merkel, Dalai Lama

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Mit wirklichen Konsequenzen der chinesischen Regierung hatte wohl auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht gerechnet, als sie den Dalai Lama im September 2007 im Bundeskanzleramt empfing. Doch Staatschef Hu Jintao war zutiefst verärgert. Der chinesische Botschafter hatte vor dem Treffen erfolglos versucht, eine Einreise des Dalai Lamas nach Deutschland zu verhindern. Angela Merkel bewieß Mut und empfing den Dalai Lama offiziell im Bundeskanzleramt. Die chinesische Regierung gab sich brüskiert - und sagte eine hochrangige Tagung über Menschenrechte ab, bei der die damalige Justizministerin Brigitte Zypries als Rednerin vorgesehen war.

Der Dalai Lama freute sich über das Treffen mit Angela Merkel: "Ich bin froh, dass sie die alte Freundschaft bewahrt hat". Auch in Deutschland erntete die Bundeskanzlerin Applaus für ihre Standhaftigkeit, selbst von der Opposition. Applaus von den heimischen Medien gab es auch für...

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Dalai Lama, Österreich, Gusenbauer

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...den österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Dieser empfing den Dalai Lama im September 2007 zu einem offiziellen einstündigen Frühstück. Die Solidaritäts-Organisation "Save Tibet" kritisierte jedoch, dass keine Zusammenkunft mit Bundespräsident Heinz Fischer stattfand.

Vor dem Treffen hatte der chinesische Botschafter mit einem Dutzend wütender Anrufe und zwei persönlichen Besuchen im österreichischen Kanzleramt versucht, das Treffen zu verhindern. Diese wütenden Anrufe umging ein Jahr zuvor...

Foto: AFP

Rom, Dalai Lama

Quelle: SZ

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...der Vatikan - indem er eine geplante Privataudienz des Dalai Lama bei Papst Benedikt XVI. verheimlichte. Das private Treffen zwischen den beiden religiösen Oberhäuptern fand im Oktober 2006 statt.

Ein Sprecher des Vatikan nannte die schwierigen Beziehungen zu China als Grund der Verschwiegenheit. China und der Vatikan unterhalten bereits seit 1951 keine diplomatischen Beziehungen. Der Vatikan betonte nach dem Treffen, es habe sich um einen "privaten Höflichkeitsbesuch zu religiösen Themen" gehandelt, nicht um einen Staatsempfang.

Foto: AFP, im Bild: Gianni Alemanno, Bürgermeister von Rom, verleiht dem Dalai Lama die Ehrenbürgerwürde

Bill Clinton, Dalai Lama

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Einen Staatsempfang bereitete auch der damalige US-Präsident Bill Clinton dem Dalai Lama bei dessen Besuch im November 1998 nicht. Wie Barack Obama auch empfing Clinton das tibetische Oberhaupt zwar im Weißen Haus, allerdings nicht im Oval Office, sondern im Map Room, dem Kartenraum.

Trotz anhaltender Kritik aus Peking trafen sich alle amtierenden US-Präsidenten der vergangenen 20 Jahre mit dem Dalai Lama. In diese Liste reiht sich nun auch Barack Obama ein.

Foto: AP Text: sueddeutsche.de/Patrizia Barbera/bavo

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