Obama: Rede aus dem Oval Office:So vage wie fade

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"Eine große Chance vertan": Barack Obamas Rede zur Ölpest am Golf enttäuscht - und macht ihn mehr denn je zur Geisel der Krise.

Christian Wernicke, Washington

Das Lob kam prompt, wenn auch von der falschen Seite. Ausgerechnet der BP-Konzern, Verursacher der größten Umweltkatastrophe in der amerikanischen Geschichte, versicherte eilfertig nach Barack Obamas nächtlicher Ansprache aus dem Oval Office, man sei einverstanden mit den Vorgaben des US-Präsidenten.

Obamas erste TV-Ansprache aus dem Oval Office wirkte so vage wie fade, so ideen- wie lustlos. (Foto: AP)

Etwa dies: Das lecke Bohrloch tief unten im Golf von Mexiko endlich zu verrammeln, die verseuchte Küste zu säubern und all die Schäden zu lindern, die Menschen und Umwelt erlitten haben - all das seien sehr wohl "gemeinsame Ziele". Darüber werde man nun reden am heutigen Mittwoch, beim Gipfeltreffen von BP-Managern und US-Staatsoberhaupt im Weißen Haus. "Wir freuen uns auf eine konstruktive Diskussion", säuselte das Unternehmen.

Ansonsten fiel das Urteil weniger erfreut und weit wenig gnädig aus über Obamas 18-minütigen Fernsehauftritt. Nicht nur Republikaner bemängelten, der Präsident habe "keine Führung gezeigt". Auch linke und liberale Kolumnisten wetterten, der Präsident habe "eine große Chance vertan". Der ansonsten Obama-hörige TV-Moderator Keith Olberman erklärte seinen Zuschauern bei MSNBC, Obama habe "einfach zu niedrig gezielt" - um sich dann Sekunden später zu korrigieren: "Ehrlich gesagt, Obama hat überhaupt nicht gezielt."

Also einfach daneben. Obamas erste TV-Ansprache aus dem Oval Office wirkte so vage wie fade, so ideen- wie lustlos. Dass die Vereinigten Staaten "mit aller Kraft" daran arbeiten, die Ölpest zu bekämpfen, ist selbstverständlich. Dass BP gefälligst alle Rechnungen bezahlen soll, fordert Obama seit Wochen täglich.

Und dass die Öko-Katastrophe am Golf beweist, wie dringend Amerika eine Energiewende - weg vom Öl, hin zu mehr Klimaschutz - braucht, wiederholt nur Sentenzen, die dieser Präsident schon als Kandidat 2008 verbreitete. Nur hatte sein Petitum damals noch ein Feuer, das ihm nun, beim Vortrag im klimatisierten Dienstzimmer zwischen drapierten Standarten und Familienfotos, völlig fehlte. Zudem ließ er völlig offen, wie und bis wann er ein solches Energiegesetz durch den Kongress boxen will.

Geisel der Krise

52 Prozent aller Amerikaner bekunden laut einer Umfrage inzwischen, sie seien mit Obamas Krisenmanagement nicht zufrieden. Das ist ungefähr dasselbe Urteil, das George W. Bush traf, nachdem dessen Katastrophenhelfer 2005 nach dem Hurrikan Katrina tagelang völlig versagten.

Genau diesem ständigen Katrina-Vergleich wollte Obama entkommen. Er hatte sich von seinem Auftritt erhofft, als Retter zu erscheinen. Das sollte den Amerikanern mehr Vertrauen einflößen in die Fähigkeit von Staat und Regierung, die unkontrolliert wabernden Kräfte etwa von Wall Street oder "Big Oil" zu bändigen. Nun aber, nach einer schwächlichen Rede, ist dieser Präsident eine Geisel der Krise - mehr denn zuvor.

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