Seenotrettung:Italienische Küstenwache nimmt 49 Migranten der "Louise Michel" auf

Lesezeit: 2 min

Die Louise Michel, gut erkennbar an ihrer rosa Farbe, und dahinter die Astral, das Bild wurde am Freitag aufgenommen. (Foto: Santi Palacios/AP)

Weitere 150 Menschen sind auf ein anderes Schiff gewechselt. Die von Banksy finanzierte, manövrierunfähige "Louise Michel" hatte einen Tag lang auf Hilfe gewartet. Der Streetart-Künstler meldet sich jetzt per Video.

Rund einen Tag nach den ersten Hilferufen der Louise Michel hat die italienische Küstenwache 49 Migranten von dem privaten Rettungsschiff im Mittelmeer aufgenommen. Ein von der Insel Lampedusa entsandtes Patrouillenschiff habe 32 Frauen, 13 Kinder und vier Männer an Bord genommen, teilte die Behörde am Samstag mit. Diese galten demnach als am stärksten gefährdet. Ein Toter wurde von der Küstenwache ebenfalls an Land gebracht.

Auch das Rettungsschiff Sea Watch 4 hat mittlerweile Geflüchtete von der Louise Michel aufgenommen. Wie Sea Watch am Samstagabend twitterte, seien rund 150 Menschen auf das Schiff der Organisation gewechselt. Auf der Sea Watch 4 seien nun rund 350 Personen, "die so schnell wie möglich in einem sicheren Hafen an Land gelassen werden müssen", schrieb die Organisation.

Seenotrettung von Flüchtlingen
:Sea-Watch: Banksy sponsert Schiff zur Rettung von Flüchtlingen

Eine E-Mail von Banksy hielt die Sea Watch-Kapitänin Pia Klemp erst für einen Scherz - jetzt hilft das vom britischen Straßenkünstler finanzierte und bemalte Schiff bei der Seenotrettung von Flüchtlingen.

Die rund 30 Meter lange, unter deutscher Flagge fahrende Louise Michel hatte nach Angaben der Besatzung 219 Migranten an Bord. Aufgrund des überfüllten Decks und einer an der Seite ausgefahrenen Rettungsinsel war das Schiff manövrierunfähig.

Die Louise Michel befand sich am Samstag südöstlich von Lampedusa. Die Besatzung hatte die italienische Küstenwache, das maltesische Militär und die Seenotleitung Bremen zunächst vergeblich um Hilfe gebeten.

Erst kürzlich war bekannt geworden, dass der Streetart-Künstler Banksy das Rettungsschiff unterstützt. "Er hat das Schiff finanziert und bemalt", hatte die Sprecherin einer Organisation am Freitag der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Wer der Besitzer des Schiffes ist, wollte die Sprecherin nicht sagen.

In einem neuen Video auf Instagram kritisierte Banksy den Umgang der EU mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. "Wie die meisten Menschen, die es zu etwas in der Kunstwelt gebracht haben, habe ich eine Yacht gekauft, um auf dem Mittelmeer herumzukreuzen", ist mit ironischem Unterton in den Untertiteln des knapp einminütigen Videos zu lesen.

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Der Zusammenschnitt zeigt Fotos und Videosequenzen, die unter anderem die Louise Michel und schwarze Migranten im Wasser zeigen. Auf dem rosa bemalten Schiff ist auf einer Schiffswand ein Kunstwerk Banksys zu sehen, das ein Mädchen mit Schwimmweste und einen herzförmigen Rettungsring zeigt. "Es ist ein Schiff der französischen Marine, das wir in ein Rettungsboot umgebaut haben, weil die EU-Behörden Notrufe von 'Nicht-Europäern' absichtlich ignorieren", heißt es in dem Video.

Es endet in Anlehnung an die Bewegung "Black Lives Matter" mit der Aufschrift: "All Black Lives Matter" (etwa: "Alle schwarzen Leben zählen").

Ein italienisches Patrouillenschiff hat 32 Frauen, 13 Kinder und vier Männer an Bord genommen und nach Lampedusa gebracht. (Foto: AFP)

Unterdessen forderten internationale Organisationen ein Einlenken der Behörden. Den Migranten auf der Louise Michel und auf der Sea-Watch 4 müsse es gestattet werden, sofort an Land zu gehen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. "Das Fehlen einer Übereinkunft über einen regionalen Ausschiffungsmechanismus, der seit langem von UNHCR und IOM gefordert wird, ist keine Entschuldigung dafür, gefährdeten Menschen einen sicheren Hafen und die benötigte Hilfe zu verweigern, wie es das Völkerrecht vorschreibt", teilten die beiden UN-Organisationen mit.

In Italien gingen die Zahlen der in Booten ankommenden Migranten in diesem Sommer stark in die Höhe. Die Menschen fahren sowohl von Libyen als auch von Tunesien aus los. Viele Tunesier verlassen ihr Land, weil es unter einer Wirtschaftskrise leidet. In Süditalien sorgen die steigenden Zahlen zunehmend für Widerstand in den Ankunftsorten. Die Regierungen in Italien und Malta stellten den Seenotrettern zuletzt oft hohe Hürden in den Weg. Zugleich wiesen sie - häufig nach längerem Warten - sichere Häfen zu.

© SZ.de/dpa/epd/mpu/tba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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