Bangladesch:Neue Proteste flammen auf

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In Bangladesch ist es bei neuen Studentenprotesten wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Die Polizei setzte dabei nach eigenen Angaben am Mittwoch Tränengas und Blendgranaten ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Die Demonstranten hätten sich der Forderung widersetzt, die Straßen zu räumen und im nordöstlichen Bezirk Sylhet Absperrungen durchbrochen, um zu Gerichten zu gelangen, teilten die Behörden mit. Medienberichten zufolge gab es auch in der Hauptstadt Dhaka und in der südlichen Hafenstadt Chittagong Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten. Es habe einige Verletzte und Festnahmen gegeben. Zu dem landesweiten „Marsch für Gerechtigkeit“ aufgerufen hatte die Gruppe „Studenten gegen Diskriminierung“, die an der Spitze der jüngsten Proteste gegen Quotenregelungen bei staatlichen Stellen stand. Die Studenten hatten sich zwar bereiterklärt, ihre Proteste abzubrechen, nachdem der Oberste Gerichtshof am 21. Juli die meisten Quoten aufgehoben hatte. Sie gingen aber nun erneut auf die Straßen, um gegen die Todesfälle, Festnahmen und Einschüchterungen durch die Behörden im Zuge der Unruhen in diesem Monat zu demonstrieren, bei denen mindestens 150 Menschen ums Leben gekommen sind. „Wir werden auch eine Untersuchung der Gewalt durch die Vereinten Nationen fordern“, erklärte Mohammad Mahin Sarkar, ein Koordinator der Bewegung. Internationale Menschenrechtsgruppen haben das Vorgehen der Behörden kritisiert, wonach in den vergangenen zwei Wochen fast 10 000 Menschen wegen Beteiligung an Zusammenstößen und Zerstörung von Regierungseigentum festgenommen worden sind. Bangladesch hatte in einem Krieg 1971 seine Unabhängigkeit von Pakistan erlangt. Unabhängigkeitskämpfer und deren Angehörige erhielten lange Zeit einen bevorzugten Zugang zu staatlichen Stellen. Gegen diese Quotenregelung war es zu von Studenten angeführten Protesten gekommen, in denen sich auch Unzufriedenheit über die Wirtschaftslage und hohe Arbeitslosigkeit junger Menschen entlud. Die EU erklärte, sie habe die Gespräche mit Bangladesch über einen neuen Kooperationspakt zur Verbesserung der Handels- und Wirtschafts-Beziehungen wegen der Situation verschoben.

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