Spannungen zwischen USA und China:Spionageballon bewegt sich Richtung Meer

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Der Ballon im US-amerikanischen Luftraum sorgt für Konflikt zwischen den USA und China. Nun ist dem Pentagon zufolge in Lateinamerika ein zweiter Ballon aufgetaucht. (Foto: Anna Griffin/dpa)

Über Wasser könnte ein Abschuss des Objekts wahrscheinlicher werden. Aus dem Pentagon heißt es, man habe womöglich einen zweiten Ballon über Lateinamerika entdeckt.

Wegen eines Ballons im US-amerikanischen Luftraum sind die Beziehungen zwischen den USA und China noch angespannter als ohnehin bereits. "Wir wissen, dass es ein Überwachungsballon ist", sagte Pentagonsprecher Pat Ryder in Washington. Außenminister Antony Blinken hatte seine für Sonntag geplante China-Reise deshalb kurzfristig abgesagt. Blinken nannte den Vorfall "inakzeptabel" und "unverantwortlich".

Das Wichtigste sei nun, den Ballon aus dem US-Luftraum zu bekommen, so Blinken weiter. Während sich US-Präsident Biden bisher nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert hat, gerät seine Regierung zunehmend unter Druck. Von einem Abschuss, den etwa Ex-Präsident Donald Trumpf gefordert hat, wurde bisher mit Verweis auf die Gefahr durch herabstürzende Teile abgesehen. Allein der Unterbau habe die Länge von etwa drei Stadtbussen, der Ballon selbst sei noch deutlich größer, zitiert CNN eine Quelle im Verteidigungsministerium.

US-Medien berichten mittlerweile über Wetterprognosen, wonach das Objekt sich im Laufe des Samstags an der Ostküste auf Höhe von North oder South Carolina auf das offene Meer bewegen könnte. Dann könnte auch die Frage des Abschusses neu bewertet werden.

Die Spannungen zwischen den USA und China könnten derweil weiter zunehmen. Wie das Pentagon mitteilte, habe man einen zweiten Ballon entdeckt, der über Lateinamerika unterwegs sei. Einen genauen Ort nannte das Verteidigungsministerium nicht. "Wir sind dabei herauszufinden, ob es sich dabei um einen weiteren chinesischen Überwachungsballon handelt", sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryde am Freitagabend.

China: Situation wird ausgenutzt

Aus China kommen hingegen Beschwichtigungen und Zurückweisungen mit Blick auf den Ballon über den USA. Außenpolitiker Wang Yi sagte dem chinesischen Außenministerium zufolge, man akzeptiere keine "grundlosen Spekulationen und Stimmungsmache". Bei dem Objekt handle es sich um einen Wetterballon. Dieser sei durch "höhere Gewalt" in den US-Luftraum eingedrungen. "Durch die Westwinddrift und wegen begrenzter Steuerungsmöglichkeiten ist das Luftschiff weit von der geplanten Route abgekommen", sagte ein Sprecher des Ministeriums. "Einige Politiker und Medien in den USA haben die Situation ausgenutzt, um China anzugreifen und in Verruf zu bringen."

Wegen der Krise im Pazifik, dem Streit um die Inselrepublik Taiwan und dem Krieg in der Ukraine ist das Verhältnis zwischen China und den USA angespannt wie lange nicht. Bei seiner Reise nach Peking hatte Außenminister Blinken auch den chinesischen Präsidenten XI Jinping treffen wollen. Seine Absage in letzter Minute sorgte daher auch für Kritik. Blinken betonte jedoch, dass man weiter mit China in Kontakt sei. Die diplomatischen Kanäle seien weiter offen. Chinas Handlungen hätten aber den Zweck der Reise unterminiert, die Beziehungen zu China auf ein solideres Fundament zu stellen.

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