Balkan:Zeit der Brandstifter

Serbien, Kosovo, Bosnien, Mazedonien: Die Krisen häufen sich, die Versöhnungspolitik der Europäischen Union steht vor dem Scheitern.

Von Peter Münch

Zunächst war es ein Nadelstich, nun kommt der Hammerschlag: Kosovos Regierung erhöht die erst vor zwei Wochen erfundenen Einfuhrsteuern auf serbische Güter von zehn auf 100 Prozent. Das hat natürlich keine wirtschaftlichen, sondern rein politische Gründe - und es ist ein Alarmzeichen für Europas Politik auf dem Balkan, eines unter vielen. Die Kriegsregion der Neunzigerjahre findet nicht zur Ruhe, im Gegenteil. Es lodern Brandherde an gleich mehreren Ecken des Balkan, und aus der Europäischen Union kommen nicht nur Feuerwehrleute, sondern auch Brandstifter. Beispiel Bosnien: Dort gießt die Regierung des EU-Mitgliedslandes Kroatien Öl ins Feuer mit ihrer Unterstützung der bosnisch-kroatischen Nationalisten, die aus Frust über ihre Wahlniederlage im Oktober auf Blockade geschaltet haben. Beispiel Mazedonien: Dort verschärft das EU-Mitglied Ungarn die innenpolitischen Konflikte, indem es dem wegen Korruption verurteilten vormaligen Premier Nikola Gruevski Asyl gewährt.

Soll man sich da noch wundern, wenn die EU, die einst als Friedensperspektive für die Staaten des Balkan galt, an Zugkraft verliert? Kosovaren und Serben jedenfalls scheinen ihren Brüsseler Mediationsprozess nun endgültig ad acta zu legen. Sie konzentrieren sich wieder auf ihren alten Konflikt.

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