Süddeutsche Zeitung

Bahnstreiks:Kräftemessen am Gleis

Gewerkschaft könnte Fahrgäste im Arbeitskampf verärgern.

Von Henrike Roßbach

Man konnte damit schwerlich rechnen: Ausgerechnet die kampfeslustigen Lokführer wollen in dieser Bahn-Tarifrunde den Weihnachtsfrieden wahren und verkünden große Freude: "Wenn, dann rappelt die Kiste im neuen Jahr." Nur leider nutzt das den Fahrgästen nichts. Denn da ist ja noch die andere Bahngewerkschaft, die EVG, und die hat den Verhandlungstisch vorerst verlassen und zu Warnstreiks aufgerufen. Den Auftakt zur dritten Adventswoche dürften deshalb nicht wenige Reisende wartend am Bahnsteig erleben.

Wer derzeit mit dem Zug reist, muss immer damit rechnen, dass irgendetwas schiefgeht. Ja, es gibt sie, die reibungslose Bahnfahrt von Hamburg nach München. Zu oft aber sind die Züge zu voll, zu spät oder sie fallen ganz aus. Die Bahn weiß, dass sie neben mehr funktionierenden Fahrzeugen auch mehr Personal braucht. 20 000 neue Kollegen waren die Zielmarke für dieses Jahr. Vor diesem Hintergrund beteuert die Bahn regelmäßig, dass sie gar nicht anders könne, als ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Das weiß die EVG.

Tarifverhandlungen sind ein Kräftemessen, und derzeit fühlt sich die Gewerkschaft wie frisch aus dem Höhentrainingslager. Sie trifft aber auf einen schwächelnden Konzern und stark überstrapazierte Kunden. Kraftmeierei kann sich da noch bitter rächen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4245547
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 10.12.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.