Dieser Dienstag wird der Tag der Entscheidung. Der Aufsichtsrat der Bahn berät über die Zukunft von Stuttgart 21. Bis zu 6,8 Milliarden Euro könnte das Projekt laut Bahn kosten, nur 4,5 Milliarden Euro sind finanziert. Stadt, Land und Bund wollen nichts mehr zuschießen. Soll die Bahn weiterbauen auf die Gefahr hin, dass sie die Kosten allein schultern muss? Darauf werden die Aufsichtsräte antworten müssen - im Bewusstsein, dass sie für die Folgen persönlich zur Verantwortung gezogen werden könnten.
Der Vorstandsvorsitzende der Bahn, Rüdiger Grube.
(Foto: dpa)Rüdiger Grube, 61, lässt sich nichts anmerken. Wann immer sich der Bahn-Chef zu Stuttgart 21 äußert, tritt er energisch für das Projekt ein. Dabei wurmen ihn mehrere Dinge: Zum Beispiel, dass die Verträge kurz vor seinem Amtsantritt im Mai 2009 unterzeichnet wurden. "So etwas macht man nicht", sagte Grube einmal: "Einen derart folgenschweren Vertrag zu unterzeichnen, obwohl man weiß, dass bald ein neuer Vorstandschef kommt." Zwar hält er das Projekt für sinnvoll, aber nicht um jeden Preis. Hätte er gewusst, was er heute weiß, nämlich dass der Bahnhof 6,8 Milliarden Euro kosten könnte, er hätte den Bau abgeblasen. Jetzt aber ist es zu spät für einen Abbruch, da ist er sich mit seinem Infrastrukturvorstand Volker Kefer einig. "Wir müssten zwei Milliarden Euro abschreiben", sagte Grube im Verkehrsausschuss des Bundestags. Statt eines Rekordgewinns würde die Bahn jahrelang Verlust schreiben. Und deshalb sind Grube und Kefer entschlossen, die Sache durchzuziehen. Lust auf das Bauwerk haben sie beide nicht mehr. Zumal sie genau wissen, dass die Kosten weiter steigen könnten, und die Gegner nicht lockerlassen werden.