Bahnchef Grube:Was geht und was nicht geht

Es geht viel um Zahlen. Und dass er es war, der die veralteten Kostenrechnungen für Stuttgart 21 nach seinem Amtsantritt im Mai 2009 auf den neuesten Stand hat bringen lassen. Und dass "kein Mensch so naiv sein kann zu glauben, dass die Kosten von 2004 die gleichen sind wie 2010".

Grube spricht über Zugabfertigungen pro Stunde, kürzere Fahrzeiten, bessere Anbindungen, über ökologische Vorteile. Er rattert Zahlen, Daten und Fakten zu Stuttgart 21 herunter, als hätte er sich seit seiner Geburt um nichts anderes gekümmert.

Aber was die Unternehmer hier vor allem sehen wollen, ist Standhaftigkeit. Sie wollen einen Rüdiger Grube, der sich nicht einschüchtern lässt von ein paar spinnerten Projektgegnern.

Der Gast aus Berlin gibt ihnen, was sie wollen. Er werde den Bürgern und auch den Gegnern des Projektes Stuttgart 21 jetzt "ganz klar sagen, was geht und was nicht geht", sagt Grube. Nach dem folgenden Satz donnert Beifall los: "Es kann und darf keinen Baustopp und keinen Vergabestopp geben." Das gelte für alle Baumaßnahmen.

Der Schlichter und Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler muss da am Abend vorher etwas gehörig missverstanden haben. Geißler hatte nach seinem mehrstündigen Gespräch mit dem Bahn-Manager in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, als habe Grube vor, sich auf einen Baustopp während der Schlichtung einzulassen. Der Vorstandschef des Staatskonzerns aber macht klar: Das wird es auf gar keinen Fall geben. Und plötzlich steht der gesamte Schlichtungsgedanke wieder auf der Kippe.

Seine Haltung begründete Grube mit den Kosten eines Bau- und Vergabestopps - sowie den vertraglichen Verpflichtungen: "Über den Daumen gepeilt kostet jede Woche Baustopp 2,5 Millionen Euro." Außerdem hätte die Deutsche Bahn "einen Vertrag der uns sagt, diesen Vertrag müssen wir abarbeiten".

Über solche Fragen dürfe er als Vorstandsvorsitzender der Bahn ohnehin "gar nicht alleine entscheiden". Dafür benötige er ein Votum des Aufsichtsrates und das Einverständnis aller Projektträger. "Ein Vertrag ist ein Vertrag und ein Vertrag ist dafür da, dass er erfüllt wird". Die IHKler freut das.

IHK-Präsident Müller hatte in seiner Begrüßung darauf hingewiesen, dass es auch in der IHK abweichende Positionen zu Stuttgart 21 gebe. Die sollten hier auch zu Wort kommen. Und auch Grube versichert mehrfach, dass er gerne mit den Gegnern von S21 in Dialog treten werden.

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