Studium:Das Geld für Studierende reicht einfach nicht

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Mehr als ein Drittel der Studierenden ist armutsgefährdet: ein Hörsaal in der Uni Münster. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Schon bisher kamen Studierende nur mit Bafög kaum über die Runden. Das wird jetzt noch schwerer, weil von Bahntickets bis Olivenöl vieles teuer geworden ist. Wie müsste eine "auskömmliche" Förderung aussehen?

Von Kathrin Müller-Lancé, München

Einiges wird teurer in diesem gerade frisch angebrochenen Jahr, eine Standardbriefmarke kostet 95 statt 85 Cent, der Preis für das Deutschlandticket steigt von 49 auf 58 Euro, in Bayern wird auch das Ermäßigungsticket für Azubis und Studierende teurer. Dann ist da noch die Inflation, eine Flasche Olivenöl kostet inzwischen mehr als acht Euro, der Döner auch. Und schließlich ein kurzer Streifzug durch die Onlineplattform „WG gesucht“: Da findet man ein Zimmer mit zwölf Quadratmetern für 490 Euro in Freiburg, eins mit 17 Quadratmetern für 650 Euro in Köln (nur im Tausch gegen eine ganze Wohnung), eins mit elf Quadratmetern für 675 Euro in München.

Studierende treffen die Preissteigerungen besonders hart. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes geben sie 54 Prozent ihres Einkommens für Miete aus – in der Gesamtbevölkerung sind es gerade mal 25 Prozent. Mehr als ein Drittel der Studierenden sind armutsgefährdet, das heißt, sie verfügen über weniger als 1314 Euro pro Monat.

Dabei hatte die Ampelregierung die Studienhilfe Bafög reformiert. Studierende können künftig ohne Angabe von Gründen dank eines „Flexibilitätssemesters“ länger studieren, ohne ihren Bafög-Anspruch zu verlieren. Studierende aus Haushalten, die Sozialleistungen beziehen, konnten im laufenden Wintersemester zum ersten Mal eine einmalige Studienstarthilfe von 1000 Euro beantragen. Außerdem hat die Regierung die Freibeträge und Bedarfssätze angehoben.

Auch bei der Digitalisierung gibt es Handlungsbedarf

Trotzdem reiche das für viele nicht, sagt Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks. So lasse sich zum Beispiel mit der Wohnkostenpauschale von 380 Euro in vielen Großstädten kein WG-Zimmer mieten, auch die Kosten für den Grundbedarf, also fürs Heizen, Essen, Trinken, lägen mit 475 Euro unter dem, was beim Bürgergeld für den Grundbedarf veranschlagt wird. „Dabei heizen, trinken und essen Studierende nicht weniger als andere Menschen.“

Schaut man in die Programme der Parteien für die anstehende Bundestagswahl, sind da durchaus Vorschläge zum Bafög zu finden. „Das Bafög muss auskömmlich sein“, schreibt zum Beispiel die Union, sie will Studierenden die Möglichkeit geben, mehr hinzuzuverdienen, und die Anträge vereinfachen und digitalisieren. Die Grünen versprechen ein „existenzsicherndes“ Bafög und wollen die Freibeträge für das Einkommen der Eltern erhöhen. Die FDP will das Bafög zu einem „elternunabhängigen Baukasten-System weiterentwickeln“, wie genau das funktionieren soll, präzisiert sie nicht.

„Noch ist das Bafög weder existenzsichernd noch auskömmlich“, sagt Matthias Anbuhl. Er findet vor allem, dass die Bedarfssätze und Freibeträge wie bei anderen Sozialleistungen an die Entwicklung von Preisen und Einkommen gekoppelt werden müssten. „Damit wir nicht jedes Jahr aufs Neue über eine Erhöhung diskutieren müssen.“ Und auch bei der Digitalisierung sieht Anbuhl Reformbedarf: Zwar können Studierende ihre Bafög-Anträge inzwischen online einreichen, in den Ämtern werden sie aber noch immer auf Papier ausgedruckt und abgeheftet. Manche Studierende warten monatelang auf eine Rückmeldung. Die muss aus Datenschutzgründen bisher per Brief erfolgen.

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