Süddeutsche Zeitung

Auswärtiges Amt:Baerbock besetzt ihren letzten Spitzenposten

Politische Direktorin im Auswärtigem Amt wird Tjorven Bellmann. Sie bringt viel Expertise in der Sicherheitspolitik mit. Ihr Vorgänger arbeitet jetzt im Kanzleramt.

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat den noch offenen Spitzenposten im Auswärtigen Amt besetzt: Neue Politische Direktorin soll die Diplomatin Tjorven Bellmann werden, wie zuvor die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete. Sie folgt auf Jens Plötner, der als außen- und sicherheitspolitischer Berater ins Kanzleramt zu Olaf Scholz gewechselt ist. Bellmann wird damit künftig die deutsche Außenpolitik im Rahmen der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU steuern. Zudem wird sie für die Beziehungen zu Nordamerika, Russland, Ukraine und Osteuropa sowie den Balkan- und Kaukasus-Ländern und den Staaten Zentralasiens verantwortlich sein, ebenso wie für sicherheits- und verteidigungspolitische Grundsatzfragen.

Für den angesichts des russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ukraine heiklen Job bringt sie Erfahrungen aus den vergangenen Jahren mit - und ein realistisches Bild von Russlands Militärdoktrin und der Aufrüstung bei modernen Waffensystemen wie Hyperschallgleitern oder Mittelstreckenraketen sowie der grundlegenden Modernisierung des Atomarsenals.

Bellmann hat im Auswärtigen Amt zuvor das Referat für Sicherheitspolitik und die Nato geleitet und stieg 2019 zur Beauftragten für Sicherheitspolitik auf. Mit Beginn des vergangenen Jahres übernahm sie zusätzlich die Verantwortung für die Beziehungen zu den USA, Großbritannien, Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz sowie die Arktispolitik - ebenfalls ein Feld, in dem sich vieles um die Rolle Russlands dreht.

Bellmanns Vorgänger führten die Atomverhandlungen mit Iran

Die Politische Direktorin zählt zum engsten Kreis der Berater um die Außenministerin in ihrem Zuständigkeitsbereich, kann aber auch zusätzliche Aufgaben bekommen. So wurden etwa die derzeit wieder in Wien laufenden internationalen Verhandlungen zum Atomabkommen mit Iran bislang auf deutscher Seite von Bellmanns Vorgängerinnen und Vorgängern geführt, zu denen die derzeitige Botschafterin in den USA zählt, Emily Haber.

Auch Bellmann kennt das Dossier aus ihrer Zeit an der Botschaft in Teheran, zudem einer Verwendung im Pressereferat und aus anderem Blickwinkel durch einen Posten in Tel Aviv, wo sie für den damaligen Botschafter Andreas Michaelis gearbeitet hat. Baerbock hat das Grünen-Mitglied Michaelis, der schon Joschka Fischer in verschiedenen Funktionen gedient hatte, neben Susanne Baumann ein zweites Mal zum Staatssekretär berufen. Bellmann ist mit einem Diplomaten verheiratet und Mutter von drei Kindern.

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