Guido Wolf, gescheiterter Spitzenkandidat der baden-württembergischen CDU, hat im Wahlkampf immer wieder Distanz zur Kanzlerin erkennen lassen. Nun aber entpuppt er sich als Angela Merkels kleiner Helfer.
Denn je länger Wolf an den Resten seiner Macht festhält, desto deutlicher wird: Mag die Kanzlerin mit ihrer Flüchtlingspolitik die CDU auch Stimmen gekostet haben bei den drei Landtagswahlen am 13. März - die Schuld für das historische Debakel im Ländle trägt ein Kandidat ohne Format.
Rücktrittsforderungen werden täglich lauter
Rang zwei hinter den Grünen, das wäre Grund genug, einen Rücktritt anzubieten. Doch Wolf ließ sich im Handstreich als Fraktionsvorsitzender wiederwählen und versuchte, eine Regierung an Wahlsieger Winfried Kretschmann vorbei zu schmieden. Das ging, wie zu erwarten war, schief.
Nun fühlt sich Wolf berufen, die CDU als "Verhandlungsführer" in den Koalitionsgesprächen mit den Grünen zu vertreten. Man kann das dreist finden, weltfremd zumindest ist es.
Die Forderungen nach seinem Rücktritt werden täglich lauter, doch die Partei wird Mühe haben, Wolf loszuwerden. Schließlich hat sie ihn per Mitgliederentscheid auf den Schild gehoben: einen Mann, der weder politische Strategie noch persönliche Haltung erkennen ließ. Die einst so stolze CDU Baden-Württembergs muss dringend klären, wofür sie steht - außer für den Wunsch, möglichst schnell wieder an die Macht zu kommen.