Süddeutsche Zeitung

Baden-Württemberg:Ex-Ministerpräsident Lothar Späth ist tot

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Mitten in die Koalitionssondierungen in Baden-Württemberg platzt die Nachricht vom Tode Lothar Späths.

Der langjährige Ministerpräsident ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Darüber sei das Staatsministerium in Stuttgart am Freitag informiert worden, sagte ein Sprecher der noch amtierenden grün-roten Landesregierung.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte Späth als "Visionär im besten Sinne: weltoffen, mit Weitblick, mutig und bürgernah". Späth habe "für Baden-Württemberg die Tür zur Welt geöffnet. Und das nicht nur im wirtschaftlichen Sinne."

Späth ist für die Christdemokraten im Südwesten eng verbunden mit einer Zeit, in der die Konservativen die Landespolitik dominiert haben. Der gebürtige Sigmaringer Späth regierte zwischen 1978 und 1991. Unter seiner Ägide brauchte die Südwest-CDU keinen Koalitionspartner, weil sie in den Wahlen stets die absolute Mehrheit erreichen konnte.

Späth löste in der in der Villa Reitzenstein untergebrachten baden-württembergischen Regierungszentrale den umstrittenen NS-Marinerichter Hans Filbinger ab. Als Landesvater reüssierte er und trieb die ökonomische Entwicklung Baden-Württembergs voran. Späth trug den Spitznamen "Cleverle".

1989 wurde er sogar als möglicher Nachfolger für den damaligen Bundeskanzler und CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl gehandelt.

Letzte Jahre im Pflegeheim

Für das Ende seiner Regierungszeit sorgte die sogenannte Traumschiff-Affäre. Späth wurde vorgeworfen, sich Urlaubsreisen von Firmen bezahlt haben zu lassen.

Nach seinem Rücktritt verbrachte Späth viele Jahre in der Wirtschaft. Im Jahr 2012 trat er nach 14 Jahren als Aufsichtsratschef des Tunnelbohrmaschinen-Herstellers Herrenknecht zurück. Lothar Späth war vor einigen Jahren an Demenz erkrankt und lebte zuletzt in einem Pflegeheim im Großraum Stuttgart.

In einem seiner letzten Interviews sah er die weitere Zersplitterung des Parteienspektrums voraus: "Es gibt einen Trend zu Interessenparteien", sagte Späth 2012 der Stuttgarter Zeitung. "Weil es aber viele divergierende Interessen gibt, würde das bedeuten, dass wir noch mehr Parteien bekommen - und damit auch mehr Instabilität."

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